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Standpunkt: Die Reformen, die nun auf dem Tisch liegen, werden grausam
Detlef Drewes
Detlef Drewes
 |  aktualisiert: 12.07.2015 19:35 Uhr

Der „Tag der Entscheidung“ hat Griechenland nicht weitergebracht. Auch wenn ein Grexit an diesem Montagmorgen tatsächlich wieder weiter weggerückt sein sollte, so bleibt den Hellenen dennoch eine endlos lange Genesung am Tropf der europäischer Partner, die sie aushalten müssen – ob sie wollen oder nicht. Die Politik der Regierung Tsipras hat einen Ausweg oder gar eine Verbesserung für die Menschen nicht einfacher, sondern schwieriger gemacht.

Denn die Finanzminister konnten und wollten nicht losgelöst von all dem entscheiden, was in den vergangenen Monaten passiert ist. Ihr wiederkehrender Appell, dass weder die Zuspitzung durch Kapitalverkehrskontrollen noch durch Bankenschließungen nötig gewesen wäre, wenn man dort weitergemacht hätte, wo man vor Tsipras war, standen im Raum. Und sei es nur deswegen, weil man den Athener Vertretern und ihren Zusagen nicht mehr über den Weg traute. So ist es nachvollziehbar, dass niemand begeistert war über die Bitte für ein drittes Hilfspaket – vor allem nicht angesichts der immer noch offenen Dimensionen, die dieses haben müsste: 53 Milliarden? 72 Milliarden? 100 Milliarden?

Dass der Bundesfinanzminister mit einem mehr drastischen als kompromissfähigen Papier die Verhandlungen eher aufheizte denn weiterbrachte, stimmt. Natürlich weiß auch Schäuble, dass eine zweimalige Währungsumstellung innerhalb weniger Jahre horrende Kosten und erheblichen Aufwand erfordert. Aber als Drohkulisse war der Vorstoß dennoch geeignet, weil er verhinderte, dass allzu schnell die Soße der Harmonie über die Verstimmungen innerhalb des Euroraums gegossen und am Ende eben doch klein beigegeben wurde. Griechenland sollte wissen, wie weit es die eigene Lage hatte eskalieren lassen und dass die Euro-Partner keine Spielgegner sind, die man folgenlos über Wochen und Monaten täuschen und austricksen kann. Das verspielte Vertrauen war an diesem Wochenende vielleicht das größte Hindernis für eine glatte, schnelle Einigung. Übrigens auch bei denen, die Athen immer schon gerne helfen wollten. Die Reformen, die nun auf dem Tisch liegen, werden für das Land grausam und hart.

Das war schon einmal so. Damals haben es die Euro-Partner gegen viele anderslautende Einwände versäumt, den Spar- und Reformzwang durch Konjunkturprogramme nicht nur zu begleiten, sondern abzufedern. Das muss jetzt besser werden. Griechenland braucht nicht nur Kontrollen, sondern auch Wachstum. Das Geld ist in den diversen Förderprogrammen der EU da. Es sind Mittel, die tatsächlich bei den Menschen ankommen, weil sie Jobs schaffen und einen Aufbau einläuten könnten. Wenn man damit nur mal endlich anfangen würde.

 
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