Jahrelang hat die Nato sich fast schon gequält, um neue Herausforderungen zu finden. Es schien unvorstellbar, dass Europa je wieder ins Visier rücken könnte. Doch genau das ist geschehen. Die russische Politik hat die Strategen in Brüssel mehr oder minder kalt erwischt.
Mit einer derartigen Eskalation der Ukraine-Krise hatte weder im politischen noch im militärischen Hauptquartier jemand gerechnet. Was nun folgt, ist nicht nur einfach ein Marschbefehl Richtung Osten, sondern zunächst eine behutsame Umorientierung, die nicht bei ein paar Hundert Soldaten je Beobachtungsposten stehen bleiben kann. Der Allianz steht eine Wende bevor, die sich bis hin zu den Waffensystemen rasch vollziehen muss.
Das Gipfeltreffen am Donnerstag und Freitag wird gespickt sein mit scharfen Worten, harten Verurteilungen Moskaus, aber – zumindest bisher ist dies nicht absehbar – nicht mit Beschlüssen, die Öl ins Feuer gießen. Das ist gut so.
Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen hat am Montag noch einmal an den zentralen Auftrag der Nato erinnert: die Sicherheit der Menschen in Europa zu garantieren. Diese Mahnung zeigt, wie ernst man in Brüssel die gegenwärtige Situation nimmt. Und wie weit die Ukraine-Krise die Nato und Russland voneinander entfernt hat.