Den Sprung in den Bundestag hat Barbara Hendricks zwar geschafft, aber nach der schweren Niederlage der SPD wird sie weder an den Koalitionsverhandlungen teilnehmen noch der zukünftigen Bundesregierung angehören. Ihre Tage im Amt der Umweltministerin sind gezählt. Gleichwohl wird Hendricks, wenn auch eher ungewollt, in den anstehenden Gesprächen von Union, FDP und Grünen zur Bildung einer Jamaika-Koalition eine zentrale Rolle spielen, hat sie doch den künftigen Regierungsparteien ein dickes Ei ins Nest gelegt, das ihnen noch schwer zu schaffen machen dürfte. Denn Deutschland ist dabei, vom Vorreiter beim Klimaschutz zum Klimasünder zu werden, der einstige Musterschüler verfehlt das Klassenziel deutlich und droht sich international zu blamieren.
Die Zahlen aus dem Hause der Umweltministerin, die – welch ein Zufall! – wenige Tage vor den Sondierungsgesprächen an die Öffentlichkeit gelangen, sprechen eine eindeutige Sprache. Deutschland wird seine ehrgeizigen Klimaziele deutlich verfehlen. Für die Grünen kommen die aktuellen Zahlen aus dem Hause Hendricks wie gerufen.
Das ist die Munition, die sie für die mit Sicherheit schwierigen Verhandlungen mit CDU, CSU und FDP benötigen, um ihr Wahlversprechen zu erfüllen, innerhalb von vier Jahren die 20 schmutzigsten Kohlekraftwerke abzuschalten, bis 2030 aus der Kohleverstromung komplett auszusteigen und gleichzeitig ab 2030 nur noch emissionsfreie Autos zu produzieren. Die Argumente jedenfalls sind auf ihrer Seite, zumal sich selbst die FDP zum Pariser Klimaschutzabkommen bekennt.