Vor zwei Jahren hatte Abdel Fattah al-Sisi seinen Landsleuten feierlich Stabilität und Sicherheit versprochen. Seitdem regiert er mit beispiellos harter Hand. Nach dem Intermezzo des Arabischen Frühlings ist Ägypten zurückmutiert zu einem Polizei- und Spitzelstaat, wie er zuletzt in den 50er Jahren unter Gamal Abdel Nasser existierte. Umso unvermittelter trifft das Regime in seinem propagierten Feldzug gegen den Terror jetzt die beispiellose Attentatsserie während des Ramadans.
Noch nie hat das Volk Sisi und sein Machtkartell so wütend und ratlos gesehen. Denn die hyperautoritären Herren ahnen, dass ihr Stern zu sinken beginnt. Im ersten Halbjahr 2015 lag die Zahl der Attentate bereits doppelt so hoch wie im gesamten Vorjahr. Mit der Autobombe gegen das italienische Konsulat im Herzen von Kairo demonstrierte der Islamische Staat am Wochenende, dass er auch in der ägyptischen Hauptstadt überall zuschlagen kann. Das Regime aber agiert kopflos, despotisch und unkalkulierbar. Ein vom Volk gewähltes Parlament existiert seit drei Jahren nicht mehr.
Letzte Woche tauschte Präsident Sisi auf dem Nordsinai erstmals wieder den Zivilanzug des Staatschefs in eine Generalsuniform mit der Titulatur „Oberster Feldherr der Streitkräfte“. Und das neue Terrorgesetz, was vor zehn Tagen unter dem Eindruck des Mordes an Ägyptens Generalstaatsanwalt durch das Kabinett gejagt wurde, stellt praktisch jede dem Regime unliebsame Tätigkeit unter Terrorverdacht. Und so werden sich maßlose Unterdrückung und maßlose Gewalt weiter hochschaukeln. Immer mehr Ägypter beschleicht zu Recht die Angst, dass ihre Herrscherclique die Nation in eine blutige Sackgasse steuert.