Wie viel Brexit kann es geben? Abseits der seit Wochen laufenden Verhandlungen bewegt diese Frage immer mehr Menschen – auf der Insel ebenso wie auf dem Kontinent. Wenn nun erste Szenarien für offene Grenzen zwischen der britischen Republik Nordirland und dem EU-Mitglied Irland im Gespräch sind, wenn man den Unionsbürgern im Vereinigten Königreich genau so viel Gewissheit über ihre Zukunft wie den Briten in den Mitgliedstaaten versprechen kann und wenn man sich auch noch für die Schlussrechnung auf eine beiderseitig anerkannte Formel zur Berechnung einigt – dann wären beide einen großen Schritt weiter.
Aber die Fragen des Alltags stehen noch aus – wie beispielsweise Großbritanniens Teilhabe am Luftfahrabkommen „Open Skies“, das letztlich darüber entscheidet, ob es nach dem 30. März 2019 noch Flüge zwischen dem Kontinent und der Insel gibt. Über die Reisebestimmungen, die entscheidend sind, weil sonst am Tag 1 des Brexits kein Eurostar mehr durch den Kanaltunnel fahren darf. Oder über die Umweltauflagen für alle möglichen Produkte, die nicht mehr in die Gemeinschaft importiert werden können. Die phasenweise ausweglos erscheinenden Verhandlungen der ersten Runde verstellen den Blick für all das, was noch nötig ist, damit Briten und Europäer künftig ohne Hindernisse leben können.
Sicherlich hat Premierministerin Theresa May strategische Fehler gemacht, als sie die unnötigen Neuwahlen ansetzte. Das macht sich nun bemerkbar, weil May von ihren Kritikern vorgeführt wird.