Die SPD-geführte „Küsten-Koalition“ von Ministerpräsident Torsten Albig ist nach nur einer Legislaturperiode schon wieder Geschichte: Das Bündnis aus Sozialdemokraten, Grünen und SSW – die Partei der dänischen Minderheit – hat bei den Landtagswahlen in Schleswig-Holstein die Mehrheit verloren.
Vor allem die SPD kassierte eine herbe Schlappe. Nach der verpatzten Landtagswahl im Saarland ist das mit Blick auf Berlin bereits die zweite kalte Dusche für den SPD-Kanzlerkandidaten Martin Schulz. Der sogenannte Schulz-Effekt, resultierend aus den guten Umfragewerten nach seiner Nominierung vor einigen Wochen, scheint damit endgültig verpufft zu sein. Der SPD stehen nach dem Küsten-Desaster jetzt schwierige Zeiten ins Willy-Brandt-Haus.
Klarer Wahlsieger ist die CDU mit ihrem Spitzenkandidaten Daniel Günther. Noch vor ein paar Wochen hätte wohl kaum jemand eine größere Summe auf einen Sieg des weitgehend unbekannten 43-jährigen Kielers gesetzt. Zumal er erst im vergangenen Oktober für den damaligen Landeschef und Spitzenkandidaten Ingbert Liebing nach dessen überraschendem Rücktritt in den Ring gestiegen war. Nach seiner bemerkenswerten Aufholjagd hat Günther nun den Auftrag zur Regierungsbildung.
Der mutmaßlich künftige Ministerpräsident ist in der komfortablen Situation, für sein Regierungsbündnis mindestens zwei Koalitionsoptionen zu haben. Vieles deutet darauf hin, dass die CDU in Kiel künftig gemeinsam mit FDP und Grünen (Jamaika) regieren wird. Eine Große Koalition mit der SPD ist dagegen unwahrscheinlich. Denn weder Günther noch Albig haben Interesse an solch einer Allianz.
Theoretisch möglich wäre freilich auch eine Ampelkoalition aus SPD, FDP und Grünen. Allerdings hat FDP-Spitzenkandidat Wolfgang Kubicki deutlich zu erkennen gegeben, dass ein solches Bündnis für ihn nicht infrage kommt. So wird an der Küste wohl schon bald ein Hauch von Jamaika wehen.