Mit einer Neuheitenschau wurde in Nürnberg die weltweit größte Spielwarenmesse eröffnet, dabei präsentierten ausgewählte Hersteller ihre Highlights mit der Unterstützung zahlreicher Prominenter: So verpasste Vox-„Shopping“-Experte Guido Maria Kretschmer der Stil-Ikone Barbie einen neuen Look. Enie van de Meiklokjes backte anstatt Cupcakes und Muffins für die Traditionsmarke „Fimo“ Indianer, Cowboys und Prinzessinnen. Ex-Fußballnationalspieler Tim Borowski testete derweil einen Live-Kicker.
Noch bis Montag, 3. Februar, zeigen über 2700 Aussteller aus 61 Ländern auf der Branchenschau ihre Neuheiten. Es werden 73 000 Fachbesucher aus aller Welt erwartet. Klar, dass in diesem Jahr auch die Fußball-WM in Brasilien im Fokus der Messe steht. Dabei werden die von der WM in Südafrika bekannten Vuvuzelas in diesem Sommer abgelöst von der Caxirola. „Die Caxirola ist eine faustgroße Rassel, die kein monotones Gedröhne, sondern einen eher sanften Klang erzeugt“, sagt Marco Wagner von Xtrem Toys & Sport. Er hat auch den DFB-Fotoball im Gepäck, der die Kicker des deutschen Nationalteams mitsamt Unterschriften zeigt.
Gefeiert wird bei Playmobil in Zirndorf bei Nürnberg: Die Playmobil-Figuren werden in diesem Jahr 40 Jahre alt und das Unternehmen freut sich über einen neuen Umsatzrekord. „Dass wir auch im Jubiläumsjahr einen Umsatzrekord hinlegen können, verdanken wir dem Innovationspotenzial unserer Neuheiten, der ungebrochenen Anziehungskraft der Marke und dem Vertrauen der Konsumenten in Spielwert und Qualität unserer Produkte“, sagt Playmobil-Geschäftsführerin Andrea Schauer. Im Jahr 2014 gibt es 147 neue Spielideen aus Zirndorf, darunter eine Ritterburg mit Trollen und Gespenstern, eine Luxusvilla und einen Freizeitpark. Playmobil beschäftigt weltweit über 4000 Menschen, der Umsatz betrug im vergangenen Jahr 552 Millionen Euro und lag damit laut Firmenangaben vier Prozent höher als 2012 (531 Millionen Euro).
Neben den großen Marken präsentieren sich auch vereinzelt kleinere, noch weniger bekannte Unternehmen auf der Messe, zum Beispiel die ökologische Kindermarke Patu aus Frankfurt. T-Shirts, Bücher, Lätzchen und die ersten ökologischen Sticker werden dort vertrieben. Die Aufkleber von Fröschen, Störchen und Gespenstern sind auf Recyclingpapier gedruckt, ohne Lösungsmittel und mit Druckfarben auf Pflanzenölbasis. Ebenfalls ohne Zusatzstoffe ist der Sand fürs Wohnzimmer „Sands Alive“ von Goliath Toys. „Das Naturprodukt aus Kalkstein und Sand hinterlässt keine Rückstände und klebt auch nirgends fest, egal, ob auf Parkett oder Teppich gespielt wird“, versichert Christina Nachbauer, Pressereferentin von Goliath Toys. Der Sand fühlt sich wie eine Mischung aus Knetmasse und Teig an. Der siebenjährige Julian ist begeistert: „Dieser Sand ist viel weicher als echter Sand und man kann super damit formen. Ich habe schon eine Insel damit gebaut.“ Allerdings hat Sandburgenbauen im Wohnzimmer seinen Preis. 1,5 Kilo „Sands Alive“ kosten etwa 60 Euro.
Auch die dänische Firma Lego hat allen Grund zum Feiern: Im April 2014 wird mit „The Lego Movie“ der erste Lego-Kinofilm über die Leinwand flimmern, dazu gibt es passende Bausets. „Lego bringt für alle Altersgruppen Neuheiten auf den Markt“, erklärt Katharina Sasse, PR-Managerin bei Lego. Die Star-Wars-Reihe ist besonders erfolgreich, weil sie sich an jüngere und ältere Fans richtet und in diesem Jahr bereits 15-jähriges Bestehen feiert. „Retromania“ nennt sich diese Trendströmung.
Auch das Brettspiel „Mensch ärgere dich nicht“ ist ein Klassiker, der sich auch zum 100. Geburtstag des Spiels noch an Beliebtheit erfreut. „,Mensch ärgere dich nicht‘ ist die Mutter aller Spiele, es ist Kulturgut und gehört ganz einfach zu Deutschland“, sagt Monika Tichy, Pressereferentin von Schmidt Spiele. Und der Klassiker verkauft sich auch im 100. Jahr noch gut: Etwa 400 000 Spiele gehen pro Jahr über die Ladentheke, berichtet Tichy.
„Fit4Life“ ist eine weitere Trendströmung innerhalb der Spielwarenbranche, das hat ein neunköpfiges, interkulturelles Trend-Komitee ermittelt. Spielwaren sollen die handwerklichen Fähigkeiten der Kinder fördern, dazu zählen Kochen, Backen, Stricken, Häkeln, Knüpfen oder Gärtnern. Das Einsteigerset der „Crazy Silly.con Loops“ der Sabine Trend GmbH aus Pyrbaum (Lkr. Neumarkt in der Oberpfalz) will zum kreativen Arbeiten anregen: 100 bunte kleine Plastikringe können mit Hilfe einer Häkelnadel in Ketten und Armbänder verwandelt werden.
Die weltweit aktive Simba Dickie Group mit Sitz in Fürth gibt auf der Spielwarenmesse ihre Umsatzzahlen bekannt. „Wir konnten unseren Gesamtumsatz um etwa 2,6 Prozent von 615 Millionen Euro im Jahr 2012 auf 630 Millionen Euro steigern“, freut sich Geschäftsführer Manfred Duschl über die positive Entwicklung seines Unternehmens, das weltweit 3200 Mitarbeiter beschäftigt. Zu den Verkaufsschlagern der Gruppe gehören viele Markenspielwaren wie das Bobby Car von BIG, traditionelles Holzspielzeug von Eichhorn sowie die trendigen myboshi-Mützen zum Selberhäkeln von Noris.
Auch der Spielwarenhersteller Ravensburger ist deutlich gewachsen. Der Umsatz von Europas größtem Produzenten von Gesellschaftsspielen und Puzzles kletterte im vergangenen Jahr um 8,7 Prozent auf 358,6 Millionen Euro. Diese vorläufigen Zahlen gab das Unternehmen im Vorfeld der Spielwarenmesse bekannt. Um weiter zuzulegen, wollen die Schwaben künftig Brettspiele anbieten, bei denen Smartphones die Rolle des Spielleiters übernehmen. TechToys nennt sich dieser Trend, bei dem Technik auf Tradition trifft.
Bereits im Jahr 2013 waren Hybridprodukte, also Kombinationen aus haptischen und elektronischen Komponenten, Wachstumstreiber bei Ravensburger. Wie Vorstandsvorsitzender Karsten Schmidt sagte, hätten Spiele mit elektronischen Einheiten wie „Schnappt Hubi!“, „Kakerlakak“ oder das auch mit einem iPad spielbare „Scotland Yard Master“ sowie Produkte der tiptoi-Reihe rund 25 Prozent des Konzernumsatzes ausgemacht.