Kurz vor dem Olympia-Start sorgt eine amerikanische Terrorwarnung für Unruhe: Terroristen könnten Sprengstoff in Zahnpastatuben per Flugzeug nach Russland transportieren, noch in der Luft zünden oder erst in den Olympiaanlagen. Die Bedrohung sei auf Direktflüge nach Russland beschränkt, die außerhalb der USA starten, heißt es in US-Medienberichten, die sich auf eine Warnung des US-Heimatschutzministeriums beziehen. Die Warnung sei an nach Russland fliegende Airlines gegangen.
Der russische Vizeregierungschef Dmitri Kosak betont, dass jeder Hinweis auf eine Gefahr ernst genommen werde. Präsident Wladimir Putin, der selbst einst den berüchtigten Inlandsgeheimdienst FSB leitete, gilt als Meister in Sachen Sicherheit. Geheimdienstler vieler Länder – auch das Bundeskriminalamt – sind in Sotschi vertreten und arbeiten in einem Sonderstab zusammen.
„Alle Informationen, die wir haben, sprechen von sicheren Spielen“, sagt Kosak. Allerdings kenne die weltweite Terrorgefahr keine Grenzen. Russen und US-Amerikaner wissen das – wie viele andere Länder – aus eigener Erfahrung. Anschläge, verübt von Terroristen aus dem russischen Konfliktgebiet Nordkaukasus, die dort für einen unabhängigen islamischen Gottesstaat kämpfen, haben immer wieder auch das Kernland des Riesenreichs erschüttert.
Offene Rechnungen
Der auch von den USA gesuchte tschetschenische Top-Terrorist Doku Umarow hatte per Videobotschaft gedroht, die Spiele „mit allen Mitteln, die Allah erlaubt“, zu verhindern. Schon von daher ist Sotschi in Alarmstimmung. Überall stehen Metalldetektoren, überall kontrollieren Sicherheitskräfte an den Eingängen zu Gebäuden oder Anlagen Taschen – es geht meist zu wie bei den Checks vor einer Flugreise. Auch Flüssigkeiten behalten die Uniformierten ein – Zahnpastatuben bisher aber nicht.
Einige Beobachter halten die US-Warnung vor womöglich mit Sprengstoff gefüllten Zahnpastatuben eher für ein politisches Störmanöver vor dem Start der Winterspiele. Moskau und Washington haben viele Rechnungen offen. Unter anderem ärgern sich die USA über das russische Asyl für den von amerikanischen Behörden gesuchten Ex-Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden. Der US-Bürger hatte die NSA-Spionageaffäre ins Rollen gebracht – und lebt derzeit in Moskau an einem unbekannten Ort.
Die Sicherheitsvorkehrungen sind enorm. Der russische Geheimdienst hat deutlich mehr Vollmachten als viele vergleichbare Organisationen im Westen – zum Abhören von Telefonaten und zur totalen Internetkontrolle. 40 000 Uniformierte und Zehntausende weitere Sicherheitskräfte sind im Einsatz. Und Drohnen in der Luft, U-Boote an der Küste sowie 5500 Überwachungskameras.