Es ist nicht das erste Mal, dass Niki Lauda um sein Leben kämpft. Genau 42 Jahre und einen Tag nachdem sein Rennwagen am 1. August 1976 auf dem Nürburgring in Flammen aufging, musste er sich am Donnerstag einer Lungentransplantation im Wiener Allgemeinen Krankenhaus (AKH) unterziehen.
„Es ist momentan alles in einem sehr guten Verlauf und wir sind sehr zufrieden“, sagte der Leiter der Thorax-Chirurgie Walter Klepetko anschließend. Ein junger Patient könne das Krankenhaus nach einer derartigen Operation bereits nach zwei bis drei Wochen wieder verlassen, doch „bei älteren Patienten dauert es schon länger“.
Der 69-jährige Lauda hatte seinen Familienurlaub auf Ibiza abbrechen müssen, um sich im AKH wegen Hustens und Fieber behandeln zu lassen. Nach anfänglicher Besserung erlitt er am Mittwoch einen Rückfall und befand sich in einem lebensbedrohlichen Zustand, sodass die Transplantation erforderlich wurde. Hauptproblem nach der Transplantation ist, dass bei Lauda wegen seiner zwei Nierentransplantationen nicht alle Medikamente angewendet werden können, die den Abstoßungsvorgang verhindern.
Der dreifache Formel-1-Weltmeister ist Miteigentümer und Geschäftsführer der Fluglinie Laudamotion sowie Aufsichtsratschef des Mercedes-Formel-1-Teams. Er musste in diesem Jahr auf die Formel-1-Rennen am Hockenheim-Ring und auf dem Hungaroring verzichten. Er soll in diesem Jahr bereits am Herzen operiert worden sein. Außerdem hatten die Unfallfolgen zwei Nierentransplantationen nötig gemacht. Eine der Nieren spendete 1997 sein Bruder Florian, die andere 2015 seine Frau Birgit, mit der er Zwillinge hat, Max und Mia. Seine erwachsenen Söhne Lukas (39) und Mathias (37) aus seiner ersten Ehe kamen zur Operation nach Wien.
Die Familie bat um Diskretion und verzichtete auf eine Erklärung. Deshalb lassen sich Medienberichte nicht erhärten, nach denen die Spenderlunge aus dem Ausland, möglicherweise aus Deutschland, nach Wien gebracht wurde. Laut Klepetko ist die Spenderorgan-Zuteilung durch die unabhängige Eurotransplant (Leiden) nach Dringlichkeit erfolgt. Sie koordiniert die Vergabe von Spenderorganen für mehrere Länder.
Generell werde unterschieden zwischen chronisch kranken Patienten, deren Zustand sich langsam verschlechtere und denen, „die plötzlich in die oberste Dringlichkeitsstufe für eine Lungentransplantation kommen“, erklärt Klepetko.
Wien hat eine der besten Lungentransplantationskliniken der Welt, neben Toronto, Cleveland und Hannover. Mehr als 100-mal werden im Jahr Patienten operiert, die eine neue Lunge brauchen. Im zehnmal so großen Deutschland wurden 2017 309 Lungen verpflanzt.
Auf Grund des österreichischen Rechts ist die Versorgung mit Organen hier im Vergleich zu Deutschland gut. Verstorbene, bei denen der Hirntod festgestellt worden ist, gelten als potenzielle Spender, wenn sie sich nicht ausdrücklich zu Lebzeiten dagegen ausgesprochen haben. In Deutschland ist die vorherige ausdrückliche Zustimmung nötig.
Bei Lungentransplantationen lag Österreich im Vergleich mit 22 anderen europäischen Ländern, USA, Kanada und Australien 2016 an der Spitze je eine Million Einwohner. Die Überlebensrate nach einer Lungentransplantation ist relativ gut.
Schon 1989 führte Klepetko in Wien seine erste Lungentransplantation durch und zwar in derselben Nacht, in der im November 1989 die Mauer fiel. Seitdem wurden ca. 1800 Patientenlungen transplantiert, die wegen der chronisch obstruktiven Erkrankung COPD, wegen Mukoviszidose oder Lungenhochdruck sterben würden.
Lungentransplantation
Ein Spenderorgan ersetzt bei einer Lungentransplantation einen oder beide Lungenflügel des Patienten. Bei der Operation öffnen Chirurgen den Brustraum üblicherweise durch einen seitlichen Schnitt bis zum Brustbein. Dann wird der kranke Lungenflügel entfernt und das Spenderorgan mit den Hauptbronchien, den Lungenvenen und der Lungenschlagader des Patienten verbunden. In dieser Zeit wird der Körper über den zweiten Lungenflügel beatmet. Bei der beidseitigen Lungentransplantation erfolgt erst die Operation auf einer Seite, dann auf der anderen.
Nach der OP kommen die Patienten unter künstlicher Beatmung auf die Intensivstation. Dort wird versucht, sie möglichst schnell von der Beatmung zu entwöhnen und die neue Lunge selbst arbeiten zu lassen. Danach sollen lebenslang einzunehmende Medikamente verhindern, dass das fremde Organ wieder abgestoßen wird. dpa