Ein psychisch angeschlagener Irak-Veteran hat auf einer Militärbasis im US-Bundesstaat Texas drei Menschen erschossen und 16 weitere verletzt, bevor er sich selbst das Leben nahm. Mindestens drei Verletzte befinden sich noch in kritischem Zustand. 2009 war es auf dem Stützpunkt Fort Hood schon einmal zu einem verheerenden Amoklauf gekommen. Anders als damals glaubt die Polizei diesmal nicht an einen terroristischen Hintergrund.
Schwer bewaffnete Fahrzeuge der Militärpolizei, Hubschrauber, stundenlange Ausgangssperren und Blaulicht rund um Fort Hood – all das ist ins kollektive Gedächtnis der USA eingebrannt, seit dort vor viereinhalb Jahren ein muslimischer Offizier 13 Menschen tötete, um ihren Einsatz in Afghanistan zu verhindern.
Die Opfer waren wehrlos
Für Menschen wie Staff Sergeant Shawn Manning wühlt das schmerzhafte Erinnerungen auf: „Es ist ein Schock“, sagte der 38-Jährige den „Dallas News“. „Es ruft Bilder wach von all dem, was wir damals durchmachen mussten.“ 2009 wurde Manning von sechs Kugeln getroffen. Diesmal haben die Behörden einen Mittdreißiger als Täter identifiziert. Gegen 16 Uhr zentralamerikanischer Zeit eröffnete Specialist Ivan L. auf dem riesigen Gelände bei Killeen das Feuer; bis gestern war unklar, ob er in einem oder in zwei Gebäuden um sich schoss. Normale Soldaten dürfen auf Militärbasen keine Waffen tragen, seine Opfer waren deshalb zum größten Teil wehrlos.
Als der Schütze nach einer Viertelstunde von einer Militärpolizistin gestellt wurde, zielte er auf seinen eigenen Kopf und drückte ab. Die halbautomatische Smith-&-Wesson-Pistole hatte er vor kurzem gekauft und offenbar illegal auf den Stützpunkt gebracht. „Wenn man Waffen hat und sie auf den Stützpunkt bringt, müssen sie auf der Basis angemeldet sein“, sagte der Kommandant der Basis, Lt. General Mark Milley der Presse. „Diese Waffe war auf der Basis nicht registriert.“ Es gab „Berichte, dass es in einer der Einheiten einen Streit gegeben haben könnte“, sagte Milley. Der Schütze habe psychische Probleme gehabt.
Ivan L. hat 2011 vier Monate im Irak gedient. Dem Militär sind aus dieser Zeit keine Verletzungen bekannt. Milley sagte aber, L. habe ein Schädel-Hirn-Trauma angegeben. Dem General zufolge hatte er eine Vorgeschichte aus Depressionen und Angstzuständen; er habe Medikamente erhalten. Die Untersuchung auf eine posttraumatische Belastungsstörung (PTSD) sei noch nicht abgeschlossen gewesen. PTSD ist unter Kriegsheimkehrern eine häufige Beeinträchtigung. Die Diagnose dauert oft lang.
Ivan L. war verheiratet und hat eine kleine Tochter, seine Frau schaute Nachrichten, als über den Amoklauf berichtet wurde. Eine Nachbarin sagte dem Fernsehsender CNN, die Frau habe gefürchtet, ihr Mann könnte unter den Opfern sein. Als die Sendungen ihn als Schützen identifizierten, sei sie hysterisch geworden.
US-Präsident Barack Obama wandte sich wenige Stunden nach dem Amoklauf an die Öffentlichkeit. „Dieses Ereignis erneuert offensichtlich den Schmerz über das, was vor fünf Jahren in Fort Hood passiert ist“, sagte er. Die Angehörigen des US-Militärs müssten sich wenigstens in ihrer Heimat sicher fühlen können. „Wir wissen noch nicht, was heute passiert ist, aber dieses Sicherheitsgefühl ist offenbar erneut gebrochen worden.“ Er versprach eine gründliche Aufklärung.
Das Blutbad, das sich 2009 in Fort Hood ereignet hatte, hatte 13 Menschen das Leben gekostet, 32 weitere waren verletzt worden. Der damalige Schütze Nidal Malik Hasan hatte überlebt. Der ehemalige Militärpsychologe sagte den Ermittlern, er habe Taliban in Afghanistan schützen wollen und deshalb auf Soldaten gezielt, die vor dem Ausrücken standen. Im August verurteilte ihn die Jury eines Militärgerichts zum Tode.
Fort Hood
Der Armeestützpunkt liegt rund 300 Kilometer nordwestlich von Houston im US-Bundesstaat Texas. Er gilt mit fast 50 000 Soldaten als größte Basis der US-Armee und als einer der größten Stützpunkte weltweit. Namensgeber für den Militärstützpunkt ist John Bell Hood (1831-1879), ein früherer General der Südstaaten-Armee während des amerikanischen Bürgerkriegs. 1942 begannen die Amerikaner, das Camp Hood einzurichten. Es wurde ständig erweitert. Neben Kasernenbauten und Übungsgelände umfasst das Areal Wohnhäuser, ein Krankenhaus, eine Schule und Freizeiteinrichtungen. Text: dpa