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BERLIN
Signal zur Erneuerung der CDU?
GERMANY-POLITICS-INTELLIGENCE-PARTIES-CDU       -  Bundeskanzlerin und CDU-Chefin Angela Merkel bekommt Gegenwind aus den eigenen Reihen.
Foto: Odd ANDERSEN, AFP | Bundeskanzlerin und CDU-Chefin Angela Merkel bekommt Gegenwind aus den eigenen Reihen.
Bernhard Junginger
 |  aktualisiert: 02.04.2019 12:30 Uhr

Gleich zwei CDU-Politiker wollen Angela Merkel von der Parteispitze stürzen. Zu anderen Zeiten hätte die Nachricht in der Partei wohl keine höheren Wellen geschlagen. Handelt es sich doch um Gegenkandidaten, die bislang kaum einer kennt. Ein junger Jurastudent aus Berlin der eine, ein Unternehmer aus der hessischen Provinz der andere.

Noch vor Wochen hätte den Herausforderern niemand auch nur den Hauch einer Chance gegen die Kanzlerin eingeräumt. Doch in der CDU gilt nichts mehr als unmöglich seit der bitteren Schlappe, die Angela Merkel erst vor wenigen Tagen hat hinnehmen müssen. Ihr enger Vertrauter Volker Kauder, gescheitert bei einer Kampfabstimmung um den Unionsfraktionsvorsitz. Obwohl die Kanzlerin in der Fraktion zuvor eindringlich, fast flehentlich für Kauder geworben hatte, am Ende ging der Herausforderer als Sieger hervor.

Auch dieser Ralph Brinkhaus war zuvor außerhalb seiner westfälischen Heimat weitgehend unbekannt. Als „Provinzpolitiker aus Wiedenbrück“ hatten sie ihn im Merkel-Lager kleinzureden versucht. Noch dazu verfügte Brinkhaus über kein prominentes Unterstützernetzwerk. Doch Brinkhaus wurde zur Projektionsfläche der verbreiteten Merkel-Kritik in der Union. Wer für Brinkhaus stimmte, stimmte auch nicht gegen Kauder, sondern wollte der Kanzlerin einen Denkzettel verpassen.

Ein ähnliches Szenario könnte Merkel beim CDU-Parteitag in Hamburg vom 7. bis 8. Dezember drohen, wenn es um ihre Wiederwahl als Parteivorsitzende geht. Der Zeitpunkt ist zudem brisant, findet doch der Parteitag kurz nach den Landtagswahlen in Bayern und Hessen statt.

Ein drohendes Desaster

Den Unionsparteien CSU und CDU droht nach allen aktuellen Umfragen ein schlechtes, möglicherweise desaströses Ergebnis. Für das dann auch Merkel verantwortlich gemacht werden dürfte. Vor allem ihre Flüchtlingspolitik der vergangenen Jahre hat in der CDU großen Groll hinterlassen.

Als der 26-jährige Jurastudent Jan-Philip Knoop vor wenigen Tagen ankündigte, für den Parteivorsitz der CDU zu kandidieren, sorgte dies noch eher für Schmunzeln in der Partei. Knoops politische Erfahrung beschränkt sich auf das Amt des Beisitzers im Berliner CDU-Ortsverband Kleistpark. Nachdem aber Ralph Brinkhaus kurz davor seinen Überraschungscoup gelandet hatte, stieß der Vorstoß Knoops, der Wähler von der AfD zurückgewinnen will, immerhin auf ein gewisses Medienecho.

Mit dem hessischen Unternehmer Andreas Ritzenhoff hat Merkel nun einen zweiten Herausforderer bekommen, der in CDU-Kreisen schon ernster genommen wird. Ernster zumindest als Jan-Philip Knoop. Der 61-jährige Ritzenhoff ist Chef und Inhaber des Mittelständlers Seidel in Marburg. Das Unternehmen mit rund 700 Mitarbeitern fertigt Produkte aus Aluminium, unter anderem Verschlusskappen für Parfümflakons, Creme-Tiegel oder Hülsen für Lippenstifte.

Erst zu Beginn des Jahres in die CDU eingetreten, will Ritzenhoff mit seiner Kandidatur nach eigenen Angaben ein Signal zur inneren Erneuerung der Partei setzen. Ziel sei ein „spürbarer Richtungswechsel in der Politik“. Damit lässt er in einer Partei, in der die Merkel-Müdigkeit immer ausgeprägter scheint, zwar durchaus aufhorchen. Dass Ritzenhoff indes wirklich das Zeug hat, die Kanzlerin nach 18 Jahren an der Parteispitze abzulösen, glauben indes die wenigsten.

Für Merkel könnte es in Hamburg dennoch gefährlich werden. Denn in den Reihen der CDU-Bundestagsfraktion nimmt die Zahl derer zu, die glauben, dass es nicht bei zwei Herausforderern bleiben wird. Gerade in konservativeren und wirtschaftsnahen Kreisen hat die Unzufriedenheit mit Merkel nach den jüngsten Regierungskrisen dem Vernehmen nach einen neuen Höchststand erreicht.

Mögliche Wachablösung

Sollte etwa die Hessen-Wahl zum Debakel werden, so heißt es, könnte der Ruf nach einem schnellen Ende der Ära Merkel immer lauter und durchaus mehrheitsfähig werden. Eine Wachablösung aber könne nur dann gelingen, wenn sich noch ein prominenterer Kandidat findet. Einer, der öffentlich mit Merkel bricht, so wie sie selbst es 1999 mit ihrem Vorgänger Helmut Kohl getan hat.

 
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