Vor zwei Jahren, am Rande der UN-Vollversammlung 2017, bat Donald Trump seinen französischen Amtskollegen Emmanuel Macron um einen delikaten Botendienst. Dieser möge den iranischen Präsidenten Hassan Rowhani fragen, ob er bereit sei, sich heimlich mit Trump zu treffen, berichtete dieser Tage „The New Yorker“. Verblüfft lehnte die iranische Seite ab, schließlich hatte Trump erst kurz zuvor im Plenum der Vereinten Nationen die Islamische Republik als „korrupte Diktatur“ und „wirtschaftlich ausgezehrten Schurkenstaat“ bezeichnet, dessen Hauptexporte Gewalt, Blutvergießen und Chaos seien.
Ein Jahr später, im September 2018, waren die drei Staatschefs erneut bei den UN in New York. Ob er Rowhani wieder eine Nachricht überbringen solle, wollte Macron von Trump wissen. Nein, lautete die Antwort, „die müssen erst noch mehr leiden”. Aus Sicht des Weißen Hauses ist der Zeitpunkt gekommen, die Islamische Republik wirtschaftlich in die Knie zu zwingen.
Wachsende Spannungen
Vom 2. Mai an soll es weltweit keine Ausnahmegenehmigungen mehr für den Import von iranischem Öl geben, um die wichtigste Einnahmequelle der 80-Millionen-Nation zum Versiegen zu bringen. Schon jetzt müssen iranische Firmen schließen, weil sie Lieferungen aus dem Ausland nicht mehr bezahlen können. Beschäftigte sind seit Monaten ohne Lohn, auf dem Land erreicht die Arbeitslosigkeit mittlerweile bis zu 60 Prozent. Das Wirtschaftswachstum der Islamischen Republik sinkt, dem Land droht eine tiefe Rezession. Weltweit fünf Nationen importierten noch mit amerikanischem Segen Öl aus Persien.
China, Japan, Indien, Südkorea und die Türkei nahmen zusammen etwa 1,1 Millionen Barrel pro Tag ab. Das sei nun vorbei, „wir wollen maximalen Druck erzeugen“, erklärte US-Außenminister Mike Pompeo, bis das Regime in Teheran sein destruktives Benehmen ändere, die Rechte des iranischen Volkes respektiere und an den Verhandlungstisch zurückkehre. Gleichzeitig wachsen die Spannungen am Persischen Golf, die durchaus in militärischen Scharmützel münden könnten. Die Revolutionären Garden, von den USA kürzlich zur Terrororganisation erklärt, drohten einmal mehr, die Straße von Hormuz zu sperren, durch die gut dreißig Prozent aller weltweiten Tankertransporte laufen. Im Gegenzug befahl das saudische Königshaus die Massenhinrichtung von 37 Schiiten. Zudem schworen die arabischen Golf-Monarchen, sie würden alle iranischen Lieferausfälle auffangen, um den Ölpreis möglichst stabil zu halten.
Leisere Töne aus Teheran
Die iranische Führung dagegen schlägt dieser Tage leisere Töne an, auch weil das Land noch unter dem Schock einer verheerenden Jahrhundertflut steht. Mehr als 70 Menschen starben, die Schäden gehen ins Unermessliche. 23 der 31 Provinzen sind betroffen, ein Drittel des gesamten Straßennetzes ist zerstört oder beschädigt. Zehntausende verloren ihr Dach über dem Kopf. Die iranische Führung dagegen ließ sich tagelang nicht im Katastrophengebiet blicken. Später zeigten Fernsehbilder einige der Mächtigen kopfschüttelnd und hilflos durch das Wasser waten.
Und so glaubt die zerstrittene Politelite in Teheran offenbar, sie könne auch den von Donald Trump entfesselten Sanktionsorkan bis zum Ende von dessen Amtszeit Anfang 2021 abwettern. „Wir betrachten Geschichte nicht in Abschnitten von zwei, vier oder sechs Jahren – wie die Leute hier das üblicherweise tun“, erklärte Irans Außenminister Mohammad Javad Zarif diese Woche bei einer Rede vor der Asien-Gesellschaft in New York. „Wir schauen auf die Geschichte in Jahrtausenden – und unsere Würde steht nicht zum Verkauf.“