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WÜRZBURG
Shell-Studie: Junge Leute mögen Vielfalt
Shell Jugendstudie       -  Die Shell-Studie belegt: Die richtige Balance zwischen Arbeit und Privatleben hat bei Jugendlichen einen hohen Stellenwert.
Foto: Weigel, dpa | Die Shell-Studie belegt: Die richtige Balance zwischen Arbeit und Privatleben hat bei Jugendlichen einen hohen Stellenwert.
Angelika Becker
Angelika Becker-Völker
 |  aktualisiert: 11.12.2019 19:01 Uhr

Sie sind optimistischer als früher, ihre Akzeptanz gegenüber Zuwanderung hat deutlich zugenommen, ebenso ihre Angst vor Fremdenfeindlichkeit und das politische Interesse: Jugendliche in Deutschland, wie sie die neue Shell-Jugendstudie präsentiert.

Freunde und Familie bleiben für sie elementar, wie auch die Suche nach einem guten und erfüllenden Job. Alle drei bis fünf Jahre ermittelt die Jugendstudie bei 12- bis 25Jährigen, wo sie der Schuh drückt und welche Haltung sie in gesellschaftlichen Fragen haben, zuletzt 2010.

Die aktuell in Berlin veröffentlichte Untersuchung zeigt: Die Akzeptanz gegenüber Zuwanderern und Flüchtlingen ist bei Jugendlichen gestiegen. Wollten 2006 noch 58 Prozent der Jugendlichen die Zuwanderung nach Deutschland begrenzen, sind es heute lediglich 37 Prozent. 24 Prozent wollen gar mehr Menschen Schutz gewähren als bisher. Gleichzeitig steigt die Angst vor Fremdenfeindlichkeit von 40 auf 48 Prozent.

Dieses Ergebnis bestätigt Tina Muck, Geschäftsführerin des Bezirkjugendrings Unterfranken in Würzburg: „Zuwanderung ist etwas, das sehr deutlich und positiv von Jugendlichen gesehen wird. Sie sehen Vielfalt ganz klar als Bereicherung“. Zwar stammt die Studie von Anfang 2015, inzwischen sieht Muck diesen Trend aber sogar noch verstärkt: „Wenn ich mich in Würzburg umsehe, nehme ich wahr, dass sich gerade sehr viele junge Menschen in der Flüchtlingshilfe engagieren.“

Eine Trendwende beim politischen Interesse stellten die Autoren der Studie fest. So nennen sich 41 Prozent politisch interessiert (vor fünf Jahren: 26 Prozent). Für ihr Engagement nutzen sie allerdings am liebsten individuelle und niederschwellige Möglichkeiten wie den Boykott von Waren aus politischen Gründen oder Online-Petitionen, weniger Parteien oder Organisationen.

Manuel Koch, Diözesanvorsitzender des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) sieht allerdings durchaus die Bereitschaft, sich kollektiv politisch zu organisieren. Nämlich dort „wo Jugendliche Verantwortung übernehmen und merken, sie werden auch gehört“. Vorteil der BDKJ-Struktur sei da, dass individuelles Engagement im nahen Wirkungskreis vom Verband aufgenommen werden könne.

Jugendliche seien freilich bereit, sich in Gruppen politisch zu engagieren, sagt auch Jörg Schröder, Bildungsreferent der Evangelischen Jugend Oberfranken in Bad Bernbach. Zu einer Umweltaktion am Main etwa hätten sich heuer so viele Leute wie noch nie eingefunden.

Allerdings behinderten häufig die Rahmenbedingungen junge Leute heute. Für die Ausbildung müssten sie mobil sein, in Schule und Studium mit engen Zeitkorsetts zurecht kommen, sagt Schröder. Da könnten sie sich kaum langfristig binden und in Verbänden politisch beteiligen.

Hohen Stellenwert hat die Herkunftsfamilie laut der Studie. Schröder kann das nachvollziehen. „Sie bietet Absicherung.“ Bis junge Leute heute einen festen Job hätten, seien sie oft 30. Vielleicht ein Grund, weshalb die Gründung einer Familie nur noch für 63 Prozent (2010: 76 Prozent) fürs Lebensglück wichtig ist. Die Forscher sehen daher die gesellschaftliche Aufgabe, die Rahmenbedingung für Familien zu verbessern.

Die hohen Ansprüche der Jugend an das Berufsleben bestätigen das. 95 Prozent halten einen sicheren Arbeitsplatz für (sehr) wichtig. Für 91 Prozent ist die Vereinbarkeit von Beruf und Familie wichtig. Vor der Karriere stehen berufliche Erfüllung, Flexibilität und die Balance zwischen Arbeit und Privatleben.

Generell stehen Werte wie Freundschaft, Partnerschaft und Familie für die junge Generation im Vordergrund. Auch das Umwelt- und Gesundheitsbewusstsein hat zugenommen. Ungebrochen bleibt der Optimismus der Jugendlichen. Die meisten – und mehr als bei früheren Studien – blicken zuversichtlich in die eigene Zukunft und die der Gesellschaft.

 
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