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BERLIN
Sehnsucht nach Ökumene
dpa
 |  aktualisiert: 11.01.2016 14:55 Uhr

Von Günther Jauch bis Richard von Weizsäcker – mit dem Appell „Ökumene jetzt – ein Gott, ein Glaube, eine Kirche“ haben prominente Katholiken und Protestanten ein Ende der Kirchenspaltung in Deutschland gefordert. Die seit 500 Jahren bestehende Teilung sei politisch nicht mehr zu rechtfertigen, heißt es in dem am Mittwoch in Berlin vorgestellten Aufruf. Theologische Gründe reichten nicht aus, um die Trennung fortzusetzen. Es gebe viel mehr, was katholische und evangelische Christen verbinde als sie trenne.

Laien beider Konfessionen seien bei dieser Erkenntnis viel weiter als Amtskirchen und Theologen, sagte Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) bei der Vorstellung des Dokuments. Der Appell sei auch als Ermutigung an die Pfarrer zu verstehen, den Weg der „Einheit in der Vielfalt“ fortzusetzen. Es sei aber kein Aufruf zum Ungehorsam der Geistlichen, wie der Philosoph Hans Joas betonte.

Anlass für die Initiative ist der 50. Jahrestag des Zweiten Vatikanischen Konzils, das sich für eine Verständigung mit den Protestanten ausgesprochen hatte, sowie der 500. Jahrestag der Reformation im Jahr 2017.

Zu den 23 Erstunterzeichnern gehören Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU), der SPD-Fraktionsvorsitzende im Bundestag, Frank-Walter Steinmeier, der Künstler Günther Uecker, Büchner-Preisträger Arnold Stadler, der frühere bayerische Kultusminister Hans Maier (CSU), der Leipziger Pfarrer Christian Führer sowie der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes, Thomas Bach. In beiden Kirchen sei die Sehnsucht nach Einheit groß, heißt es in dem Text. „Die Folgen der Spaltung werden im Alltag von Christinnen und Christen schmerzlich empfunden.“ Unabhängig von der theologischen Einigung über Fragen von Kirchenamt und gemeinsamen Abendmahls dürfe man die Sorge um die Einheit nicht ruhen lassen. „Und wir dürfen uns auch nicht mit dem Ziel zufriedengeben, dass Kirchen sich gegenseitig als Kirchen anerkennen.“

Die Deutsche Bischofskonferenz erklärte in einer Stellungnahme den Dialog zwar für unverzichtbar. Eine volle Einheit sei aber ohne eine solide theologische Verständigung unmöglich. Es seien vor allem theologische und nicht politische Gründe, die zur Kirchenspaltung geführt hätten.

Auch die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) betonte, dass theologische Grundeinsichten für die Begründer beider Konfessionen existenziell waren. Die Erkenntnisse der Reformatoren etwa mit Blick auf das Priestertum oder die Einladung zum Abendmahl für alle Getauften könnten nicht übergangen werden. „Aus evangelischer Sicht ist die Reformation nicht beendet.“

Unter dem Begriff Ökumene (griechisch für „Erdkreis“) werden die Bemühungen für eine Einheit der christlichen Kirchen bezeichnet. Durch die Reformationsbewegung wurde das westliche Christentum zwischen 1517 und 1648 in unterschiedliche Konfessionen gespalten. In Deutschland leben rund 50 Millionen Christen, etwa je zur Hälfte Katholiken und Protestanten.

 
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