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SCHWEINFURT/MÜNCHEN
Schweinfurt impft spitze
Schweinfurt impft spitze
(dpa/cj/pda)
 |  aktualisiert: 18.07.2013 07:32 Uhr
Bayern ist im bundesweiten Vergleich Schlusslicht bei der Masern-Impfung. So werden im Freistaat lediglich 34,5 Prozent aller Kleinkinder nach den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission zeitgerecht und zweifach gegen Masern geimpft, wie aus einer am Mittwoch veröffentlichten Studie hervorgeht. In ganz Deutschland sind es 37 Prozent aller Kleinkinder.

Um Masern bis 2015 europaweit auszurotten, müsste die Impfquote laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) 95 Prozent betragen, heißt es in der Studie. Und Bayerns Gesundheitsminister Marcel Huber will das schaffen: „Bis 2015 soll es im Freistaat keine Masern-Erkrankungen mehr geben“, sagte er der „Augsburger Allgemeinen“. Mit Kinospots und Plakaten werbe man deshalb verstärkt für Schutzimpfungen.

Vor allem in Südbayern herrscht eine ausgeprägte Impfmüdigkeit, deutlich besser sieht es in Franken aus. Bundesweite Schlusslichter sind der Studie zufolge die Landkreise Rosenheim, Garmisch-Partenkirchen und Bad Tölz. 15 bayerische Landkreise und kreisfreie Städte liegen mit ihren Impfquoten sogar über dem Bundesdurchschnitt. Besonders gut schneiden dagegen Hof, Wunsiedel, Schweinfurt und Straubing ab.

„Impflücken bei Kleinkindern können beispielsweise in Kindertagesstätten fatale Folgen haben, wenn die Infektion bei einem lokalen Masernausbruch eingeschleppt wird“, sagte die Leiterin der Studie, Sandra Mangiapane. Deren Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Impfmüdigkeit oder Impfskepsis bei Familien mit einem hohen sozialen Status besonders ausgeprägt ist: Die Impfwahrscheinlichkeit sinke bundesweit bei einer steigenden Quote beruflich hoch qualifizierter Mütter.

Außerdem scheinen fehlende Informationen über die Bedeutung der zweiten Impfung für die niedrigen Quoten verantwortlich zu sein. „Viele Eltern wissen vermutlich nicht, dass es Impfversager gibt“, erklärte eine Sprecherin der Studie. Bei der ersten Impfung würden nicht in jedem Fall schützende Antikörper ausgebildet. Erst die Zweitimpfung sorge für einen vollständigen Schutz gegen Masern. Bei einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov erklärten viele Eltern auch auf die Frage, warum sie ihre Kinder nicht gegen Masern impfen lassen: „Gilt für mich als Kinderkrankheit, die man durchmachen kann und muss.“ Außer in Bayern sind die Impfquoten in Baden-Württemberg, Berlin und Bremen besonders schlecht.

Für die sogenannte Versorgungsatlas-Studie waren bundesweit Abrechnungsdaten von mehr als einer halben Million Kinder, geboren 2008, ausgewertet worden. Der Versorgungsatlas ist eine Einrichtung des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung.

Forscher warnen davor, die Impfungen auszulassen. Masern gelten als eine der ansteckendsten Krankheiten. Schwere Komplikationen sind selten, aber es gibt sie. Erst im Juni starb ein 14-Jähriger an den Spätfolgen einer Infektion. Er hatte sich als Säugling in einem Wartezimmer angesteckt, weil ein nicht geimpftes Kleinkind die Krankheit weitertrug.

Allein im ersten Halbjahr 2013 wurden dem Berliner Robert Koch-Institut (RKI) bundesweit mehr als 1070 Masernfälle gemeldet, der Großteil davon in Bayern (478) und Berlin (400). Laut einer RKI-Schätzung waren zum Stichtag am 14. Juli bereits 1207 Menschen an den Masern erkrankt. In Unterfranken gab es nach Angaben des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit in der vergangenen Woche drei neue Fälle.

 
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