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AUGSBURG
Schwarzgeld in Österreich im Visier
Schwarzgeldkontrollen an der deutsch-österreichischen Grenze: Da Teile des Bankgeheimnisses zum 1. Juli fallen, erwarten Experten eine neue Flut an Selbstanzeigen bei den deutschen Finanzämtern.
Foto: Dpa | Schwarzgeldkontrollen an der deutsch-österreichischen Grenze: Da Teile des Bankgeheimnisses zum 1. Juli fallen, erwarten Experten eine neue Flut an Selbstanzeigen bei den deutschen Finanzämtern.
reda
 |  aktualisiert: 26.06.2014 20:07 Uhr

Nach der Schweiz droht nun auch in Österreich die Enttarnung zahlreicher Schwarzkonten von deutschen Steuersündern. Nachdem in Österreich zum 1. Juli nach langem politischen Streit Teile des Bankgeheimnisses fallen, erwarten Experten eine neue Flut an Selbstanzeigen bei den deutschen Finanzämtern. Brisant für die Betroffenen ist, dass die deutschen Finanzbehörden auch rückwirkend Auskunft selbst auf bereits aufgelöste Auslandsvermögen erhalten können.

Derzeit schreiben österreichische Geldinstitute bereits ihre deutschen Kunden an. Die Banken warnen dabei insbesondere vor Neuerungen im „Amtshilfe-Durchführungsgesetz“, das Österreich Ende Mai auf starken Druck anderer EU-Staaten beschlossen hat. Darin wird ausländischen Staaten unter anderem das Recht eingeräumt, mit „Gruppenanfragen“ reihenweise Namen und Kontodaten ihrer Staatsbürger einzufordern. In einem unserer Zeitung vorliegenden Schreiben heißt es: „Die österreichische Bank ist verpflichtet, Kundendaten an die ausländischen – zum Beispiel deutschen – Behörden ohne Information an den Kunden weiterzugeben, sofern der Kunde unter die Gruppenanfrage fällt.“ Dies gelte auch rückwirkend für Steuerzeiträume ab dem Jahr 2011.

Der Augsburger Steuerrechtsexperte Ulrich Derlien bestätigt die Vorgänge: „Damit sitzen selbst diejenigen in der Falle, die nach 2011 ein unversteuertes Konto ohne Offenlegung aufgelöst haben.“ Der Anwalt rechnet damit, dass mehrere Zehntausend Bundesbürger betroffen sein könnten.

„Die Schlinge um Steuerhinterzieher zieht sich immer weiter zu.“
Thomas Eigenthaler, Chef der Steuergewerkschaft

Laut österreichischen Schätzungen liegt zwischen zehn und 25 Milliarden Euro Schwarzgeld aus Deutschland in der Alpenrepublik. Wie Derlien rät auch der Chef der deutschen Steuergewerkschaft, Thomas Eigenthaler, zur Selbstanzeige: „Es gibt nur einen vernünftigen Rat: Sich so rasch wie möglich fachkundiger Hilfe zu bedienen und sich mit einer Selbstanzeige an das Finanzamt zu wenden.“

Zwar könnten Gruppenanfragen nicht einfach ins Blaue hinein erfolgen, sondern bräuchten gemeinsame Verdachtsmerkmale: „Wir wissen, dass der Staat bei den Steuerfahndungsstellen in der Republik bereits angefragt hat, Vorschläge für solche Gruppenmerkmale zu machen“, sagt Eigenthaler. Dies könnten beispielsweise Anlageformen wie getarnte Lebensversicherungsverträge oder einschlägig bekannte Vermögensverwalter sein. Eigenthaler erwartet zwar keine Sofortaktion, betont aber: „Der Verfolgungsdruck steigt, der Entdeckungsdruck wird immer größer und die Schlinge um Steuerhinterzieher zieht sich immer weiter zu.“

 
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