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BERLIN/BRÜSSEL
Schulz als EU-Parlamentspräsident
Sagt, wo es langgeht: SPD-Chef Sigmar Gabriel (rechts). Das Foto mit dem SPD-Spitzenkandidaten Martin Schulz entstand bei der Pressekonferenz nach der Europawahl.
Foto: Maurizio Gambarini, dpa | Sagt, wo es langgeht: SPD-Chef Sigmar Gabriel (rechts). Das Foto mit dem SPD-Spitzenkandidaten Martin Schulz entstand bei der Pressekonferenz nach der Europawahl.
Rudi Wais
Rudi Wais
 |  aktualisiert: 20.06.2014 17:57 Uhr

Mit einem Machtwort hat Sigmar Gabriel das Tauziehen um den nächsten deutschen EU-Kommissar beendet und seinen Kandidaten Martin Schulz zurückgezogen.

Die SPD werde einen Kommissar aus den Reihen der Union akzeptieren, wenn Schulz dafür erneut zum Präsidenten des Europaparlamentes gewählt werde, betonte ihr Parteichef am Freitag in Berlin. Für den Spitzenkandidaten der europäischen Sozialdemokraten sind damit alle Karriereträume geplatzt: Noch vor wenigen Tagen hatte Schulz seinen Anspruch auf das Amt des stellvertretenden Kommissionspräsidenten angemeldet: „Ich habe diese Ambition.“

Ob CDU und CSU wieder den bisherigen Energiekommissar Günther Oettinger nominieren, ist allerdings noch unklar. In Parteikreisen werden auch die Namen des früheren niedersächsischen Ministerpräsidenten David McAllister und des ehemaligen CDU-Generalsekretärs Peter Hintze gehandelt, eines engen Vertrauten von Bundeskanzlerin Angela Merkel. „Die Union ist bei der Europawahl klar stärkste Kraft geworden. Es ist daher nur konsequent, dass der deutsche EU-Kommissar auch aus den Reihen der Union kommt“, betonte die Vorsitzende der CSU-Landesgruppe im Bundestag, Gerda Hasselfeldt, gegenüber dieser Zeitung. Namen wollte sie allerdings nicht nennen.

Finanzminister Wolfgang Schäuble hat sich dagegen bereits für Oettinger ausgesprochen. Dieser habe in Brüssel hervorragende Arbeit geleistet, betonte Schäuble im Deutschlandfunk. Auch Oettinger selbst hat mehrfach sein Interesse an einer zweiten Amtszeit signalisiert. Andernfalls werde er sich überlegen, Deutschland oder gar Europa „für ein paar Jahre zu verlassen“.

Die Kanzlerin vermied am Freitag ein klares Bekenntnis zu Oettinger. Der frühere Ministerpräsident von Baden-Württemberg mache eine sehr gute Arbeit, sagte sie lediglich. „Aber da werden noch einige Gespräche notwendig sein.“

Dass Gabriels Zusage hinfällig wird, weil sich im Europaparlament keine Mehrheit für Schulz findet, gilt als höchst unwahrscheinlich. Die Europaabgeordneten der Union würden den SPD-Mann unterstützen, kündigte die Kanzlerin an. Gabriel selbst hatte zuvor betont: „Angela Merkel ist jetzt gefordert, ihre Parteienfamilie zu überzeugen.“

Die konservative Europäische Volkspartei, zu der auch CDU und CSU gehören, stellt in Brüssel und Straßburg die stärkste Fraktion. Bei der Europawahl im Mai lag sie mit ihrem Spitzenkandidaten, dem Luxemburger Jean-Claude Juncker mehr als drei Prozentpunkte vor den Sozialdemokraten und den Sozialisten mit ihrem Spitzenmann Schulz. Um im Postenpoker am Ende nicht völlig leer auszugehen, soll er nach dem Willen der SPD auf jeden Fall vor der Abstimmung über den designierten Kommissionspräsidenten Juncker zum Parlamentspräsidenten gewählt werden. Wörtlich sagte Gabriel: „Wir brauchen angesichts der Herausforderungen in Europa eine starke Achse Juncker/Schulz.“

Juncker wird voraussichtlich am Freitag nächster Woche von den Staats- und Regierungschefs als künftiger Präsident der Kommission benannt – gewählt werden muss er vom Parlament. Merkel rechnet nicht mehr damit, den britischen Premierminister David Cameron von seinem nein zu Juncker abzubringen. „Ich glaube, dass Großbritannien seinen Standpunkt klar gemacht hat und denke nicht, dass sich dieser Standpunkt noch ändert“, sagte die Kanzlerin. Daher dürften die Staats- und Regierungschefs in diesem Punkt „keinen einstimmigen Beschluss hinbekommen“. Mit Informationen von dpa

 
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