Altkanzler Gerhard Schröder (SPD) sieht in dem künftigen russischen Präsidenten Wladimir Putin trotz Protesten der Opposition gegen Wahlfälschungen weiter einen „lupenreinen Demokraten“. Schröder sagte im Deutschlandfunk auf eine entsprechende Frage: „Ich habe nichts daran abzustreichen. Ich glaube, dass er ernsthaft sein Land auf eine wirkliche Demokratie hin orientiert.“ Dass da noch eine Menge zu tun sei, wisse niemand besser als Putin selber. „Auch die Leute, die um ihn herum sind, wissen das.“
Schröder gilt seit seiner Kanzlerschaft (1998 bis 2005) als Freund Putins. Beide hatten 2005 den Bau einer Ostsee-Pipeline auf den Weg gebracht. Zum Bau wurde das Joint Venture Nord Stream gegründet. Daran ist der russische Gasmonopolist Gazprom mit 51 Prozent beteiligt. Schröder ist Vorsitzender des Aktionärsausschusses.
CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe kritisierte Schröders Aussagen scharf. „Gerhard Schröder ist Putins bestbezahlter Minnesänger“, sagte er. „Angesichts der Manipulationen bei den Parlamentswahlen und der vielen Behinderungen im Vorfeld der Präsidentenwahl ist es blanker Hohn, wenn Schröder seinen alten Kumpel Wladimir weiterhin als lupenreinen Demokraten bezeichnet“, sagte Gröhe und fügte hinzu: „Für Gazprom-Gerd gilt offensichtlich die alte Regel: Wes Brot ich ess, des Lied ich sing.“
An der Debatte über Fälschungen bei der Präsidentenwahl wolle er sich nicht beteiligen, da er keine eigenen Erkenntnisse darüber habe, sagte Schröder. Er sei sich aber nicht ganz sicher, ob bei den Einschätzungen von Wahlbeobachtern aus Deutschland wie der Grünen-Politikerin Marieluise Beck „nicht Vorurteile größer sind als Urteile“. Es sei bemerkenswert, dass Putin angeordnet hat, Vorwürfen nachzugehen.