Fast jeder zweite „Tornado“-Kampfjet der Bundeswehr muss wegen lockerer Schrauben im Cockpit bis auf Weiteres am Boden bleiben. Betroffen sind 39 Maschinen der modernsten Version, darunter auch die sechs, die im türkischen Incirlik als Aufklärungsflugzeuge für den Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) stationiert sind. Die Panne beeinträchtigt damit auch die Luftangriffe der internationalen Koalition gegen den IS in Syrien und im Irak. Insgesamt hat die Bundeswehr 85 „Tornados“.
Aufgaben werden nicht weniger
Für Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen und ihre umtriebige Rüstungsstaatssekretärin Katrin Suder ist dies ein erneuter Rückfall bei ihren Bemühungen, die Probleme beim Großgerät der Bundeswehr in den Griff zu bekommen. Unverändert ist die Liste der Mängel, technischen Probleme und der damit verbundenen Ausfälle lang, auch der jüngste Sachstandsbericht konnte nur von wenig Besserung bei den Hubschraubern, Kampfflugzeugen und gepanzerten Fahrzeugen berichten. Dabei ist schon jetzt abzusehen, dass die Aufgaben für die Bundeswehr nicht weniger werden. So zeichnet sich ab, dass Deutschland sein militärisches Engagement in Afrika verstärken wird, um den Terror und die Ursachen der Massenflucht zu bekämpfen.
Doch dafür brauchen die Soldatinnen und Soldaten vor allem eines: funktionierendes Material, auf das sie sich im Einsatz verlassen können. Wie schnell das Problem gelöst werden kann, sei unklar, sagte ein Sprecher der Luftwaffe am Freitag der Deutschen Presse-Agentur. Das Verteidigungsministerium rechnet nicht mit vielen Wochen oder Monaten, wie ein Sprecher sagte. Der Hersteller habe den Fehler gefunden und wolle einen Lösungsvorschlag entwickeln. Nach bisheriger Erwartung könne dann eine Reparatur vor Ort vorgenommen werden. Es handele sich dabei um ein mechanisches Problem, keine komplexen Schwierigkeiten in der Elektronik oder einer Software.
Das Problem bei der modernsten „Tornado“-Version ASST A3 war am Mittwoch entdeckt worden. Nach dpa-Informationen handelt es sich um lockere Schrauben an einem Bildschirm im Cockpit. Die Luftwaffe setzte den Flugbetrieb aus, „um jedwede Gefährdung für Personen und Material auszuschließen“.
Für den Kampf gegen den IS in Syrien und im Irak kann die Bundeswehr bis auf Weiteres keine Aufklärungsbilder mehr liefern. Das bedeutet allerdings nicht, dass die Angriffe nicht mehr stattfinden können. Die Aufklärungsflüge der „Tornados“ würden im Moment von anderen Nationen übernommen, sagte der Ministeriumssprecher. Die Bundeswehr ist vorerst nur noch mit einem Tankflugzeug an dem Einsatz beteiligt.
Heuer schon andere Probleme
Der „Tornado“ ist der ältere Typ der beiden Kampfflugzeuge der Bundeswehr. Zwischen 1981 und 1992 hatten Luftwaffe und Marine 357 Exemplare erhalten. Inzwischen ist der Bestand – auch wegen der Beschaffung der moderneren „Eurofighter“-Jets – deutlich verkleinert worden.
Bereits Anfang des Jahres hatte es Probleme bei dem „Tornado“-Einsatz in Incirlik gegeben: Damals blendete die Cockpitbeleuchtung der sechs Aufklärungsflugzeuge so stark, dass ein Einsatz nur tagsüber möglich war. Das Problem war durch ein Software-Update entstanden.