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BERLIN
Schlaue Köpfe an deutschen Schulen
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dpa
 |  aktualisiert: 11.01.2016 15:03 Uhr

Deutschlands Grundschüler erreichen im weltweiten Vergleich überdurchschnittliche Leistungen. Beim Lesen, in Mathematik und in den Naturwissenschaften liegen die Viertklässler im oberen Drittel. Kinder mit Migrationshintergrund holen auf, wie aus der IGLU-Lesestudie (Internationale Grundschul-Lese-Untersuchung) und der TIMSS-Mathematikstudie (Dritte Internationale Mathematik- und Naturwissenschaftsstudie) hervorgeht. Doch bis zu jedes fünfte Kind gilt als Risikoschüler und hinkt mit seinen Leistungen hinterher.

Der wissenschaftliche Leiter der Studien, Wilfried Bos, sagte: „Wir haben unsere hohe Position halten können.“ Allerdings gebe es auch deutliche Anteile von Kindern, die in den drei Bereichen so schlecht seien, dass sie in der Sekundarstufe I – die Klassen fünf bis zehn an allen Schularten – Probleme bekommen dürften. Und es gebe im internationalen Vergleich teils weniger Kinder in der obersten Kompetenzstufe. „Das veranlasst einen zur Sorge. Wir vergeuden unsere Talente“, sagte Bos. „Das gilt für Lesen, für Mathematik und für die Naturwissenschaften.“

Der Dortmunder Forscher sprach dennoch davon, dass Deutschland sich unter erschwerten Bedingungen auf hohem Niveau habe halten können. Deutschland befinde sich auf Augenhöhe mit den Ländern der OECD und schneide spürbar besser ab als die EU-Länder im Schnitt.

Beim Lesen sank der Anteil von Risikoschülern mit besonders schlechten Leistungen leicht von 16,9 Prozent 2001 auf 15,4 Prozent zehn Jahre später. 9,5 Prozent schnitten besonders gut ab (2001: 8,6 Prozent).

Beim Lesen räumten die Wissenschaftler mit Vorurteilen auf. Denn immer mehr Kinder lesen gerne und oft – ungeachtet aller Warnungen vor einer verkümmernden Lesekultur wegen Fernsehens und des Internets. Nie außerhalb der Schule lesen nur noch elf Prozent.

In Mathematik hatten 19,3 Prozent der Kinder so schlechte Leistungen, dass man annehmen muss, dass sie in der Sekundarstufe I große Probleme bekommen. Nur 5,2 Prozent verfügen über Kompetenz der obersten Stufe. Bei den Naturwissenschaften liegt Deutschland hinter Tschechien und Finnland im obersten Leistungsdrittel. Doch hier hätten sogar 22 Prozent niedrige Leistungen. Bos sprach von Ergebnissen, „die Schlimmes befürchten lassen in der Sekundarstufe I.“ Der höchsten Kompetenzstufe seien nur 7,1 Prozent zuzuordnen. Die neue Statistik entkräftet auch Vorurteile zur Erziehung in Familien mit Migrationshintergrund. Nur 0,8 Prozent der Kinder sprächen zu Hause nie deutsch. „Man kann schwerlich von Parallelgesellschaft sprechen“, sagte Bos.

Insgesamt seien die Migranten die Bildungsgewinner im Grundschul-Test. Allerdings seien Kinder mit Migrationshintergrund weiter benachteiligt. „Wir kriegen es schlechter hin als der Durchschnitt der OECD.“ Bulgarien und Ungarn schnitten hier noch schlechter ab.

Die Leistungen seien oft an die Schichtzugehörigkeit gekoppelt. „Ein Kind von einem Professor hat eine 4,7-fache Chance zur Gymnasialempfehlung im Vergleich zu einem Facharbeiter“, erläuterte Bos.

 
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Wilfried Bos
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