Für den heutigen Samstag haben sich Nicolas Sarkozy und François Hollande ein ungewohntes Programm vorgenommen: Ruhe und Rückzug ins Private. „Öffentliches Programm minimal, privates maximal“, erklärte Sarkozy bei einem seiner letzten Radio-Interviews am Freitag. Er werde viel Zeit mit seiner Frau Carla Bruni und Tochter Giulia verbringen. Bruni hatte gesagt, sie begleite ihren Mann auch deshalb zu Kundgebungen, weil sie ihn sonst kaum mehr sehe. Auch Sarkozys Herausforderer Hollande zieht sich vor dem Stichtag in seine ländliche Wahlheimat Tulle zurück.
Für den Sozialisten, der beim ersten Wahlgang vor zwei Wochen 28,6 Prozent der Stimmen erhielt gegenüber 27,2 Prozent für den Präsidenten, wird es am Sonntag darauf ankommen, dass die breite Front aus Sarkozy-Gegnern, die er hinter sich gesammelt hat, auch an die Wahlurne geht. Nicht nur sprachen sich Gewerkschaftsvertreter und 360 Persönlichkeiten aus dem Kulturbereich öffentlich für ihn aus, sowie die Grünen-Politikerin Eva Joly und der Linksfront-Chef Jean-Luc Mélenchon. Überraschenderweise erklärte auch der Zentrumspolitiker François Bayrou, er gebe Hollande seine Stimme, ohne das als Empfehlung zu begreifen für die 9,1 Prozent seiner Wähler beim ersten Wahlgang.
Hollande laut Umfragen vorn
Politisch steht Bayrou dem bürgerlich-konservativen Regierungslager zwar näher, zeigte sich aber abgestoßen von Sarkozys „Verfolgungsjagd auf die extreme Rechte“. Der Präsident wirbt offensiv um die Wähler von Marine Le Pen, die mit 17,9 Prozent dritte Kraft war. Allerdings hat die Rechtspopulistin verkündet, weder für den einen noch für den anderen zu stimmen – und ein Großteil ihrer Gefolgschaft könnte es ihr nachtun.
Die letzten Meinungsumfragen sahen Hollande auch nach dem großen Fernsehduell der Rivalen am Mittwochabend weiterhin vorne mit 52,5 bis 53,5 Prozent; allerdings konnte Sarkozy in der letzten Woche deutlich aufholen. Allen Prognosen zum Trotz – wer den Sieg nach einem langen, aufreibenden Wahlkampf davonträgt, wird erst am Sonntagabend feststehen. Französische Medien, die das Ergebnis vor dem Schließen der letzten Wahlbüros um 20 Uhr verkünden, müssen mit hohen Geldstrafen rechnen. Auf ausländische Internet-Medien hat das allerdings keinen Einfluss: Sie dürften bereits vorher erste Hochrechnungen veröffentlichen.