zurück
PARIS
Sarkozy mischt die Karten neu
Von unserer Korrespondentin Birgit Holzer
 |  aktualisiert: 09.07.2013 19:29 Uhr

Sollte es überhaupt noch ein Geheimnis gewesen sein, so ist es spätestens jetzt gelüftet: Nicolas Sarkozy will und kommt wieder auf die politische Bühne. „Dies ist nicht meine politische Rückkehr“, sagte er zwar bei seinem Auftritt vor gut 400 Mitgliedern seiner bürgerlich-rechten UMP-Partei am Montagabend. Doch genau an dieser Rückkehr besteht für Beobachter nicht mehr der geringste Zweifel. Längst vergessen seine Versicherung am Wahlabend, man werde nie wieder von ihm hören. Die Fernsehnachrichten machten auf mit dem Auftritt des Ex-Staatschefs. Hunderte Fans skandierten bei seiner Ankunft vor der Parteizentrale „Nicolas Präsident“.

Eigentlich handelte es sich um eine Krisensitzung nach der Entscheidung des Verfassungsrates, Sarkozys Wahlkampf-Budget 2012 nicht anzuerkennen: Weil er für seine Kampagne mehr als die erlaubten 22,5 Millionen Euro ausgegeben, aber bei der Abrechnung geschummelt hat, muss seine Partei auf die gesamte staatliche Kostenerstattung von knapp der Hälfte, also elf Millionen Euro, verzichten. Da die UMP ohnehin schon stark verschuldet ist, bringt sie das an den Rand des Bankrotts. Sarkozy startete daraufhin über das soziale Internet-Netzwerk Facebook einen Spendenaufruf, der in wenigen Tagen mehr als zwei Millionen Euro einbrachte. Er gab auch selbst 7500 Euro – der Höchstwert einer erlaubten Parteispende durch eine Einzelperson.

Und ganz so als sei es nicht er gewesen, der die Wahl verloren und die finanzielle Krise erst ausgelöst hat, dreht er die Lage zu seinen Gunsten und präsentierte sich als verantwortungsvoller Retter seiner Partei. „Ihr könnt auf mich zählen, wann immer es nötig ist“, erklärte der 58-Jährige. Seit seinem Auszug aus dem Élysée-Palast tritt er für ein saftiges Entgelt bei internationalen Konferenzen auf, zog im Hintergrund Fäden und ließ über Vertraute kolportieren, dass er nichts von seinem Nachfolger François Hollande halte und gezwungen sein könnte, in die Politik zurückzukehren, weil Frankreich ihn und seine Energie brauche.

Nun erklärte er, es wäre „unanständig“, über die Wahlen zu sprechen, „während die Franzosen leiden“. Dabei stellte gerade sein Philosophieren über die Wirtschafts- und Finanzkrise und die „Krise der politischen Ideen“ eine erste Wahlkampfrede dar, die auch seine Rivalen wohl oder übel mit anhören mussten: Sowohl Parteichef Jean-François Copé als auch Ex-Premierminister François Fillon hegen Ambitionen, 2017 zu kandidieren. Die Wahl zum Parteichef im Herbst mündete in einen wahren Bruderkrieg, in dem sie sich gegenseitig Betrug vorwarfen; Frankreichs größte Oppositionspartei ist seither vor allem mit sich selbst beschäftigt.

Doch Sarkozy, der sich eigentlich länger rar machen wollte, mischt nun die Karten neu. In Umfragen spricht sich eine große Mehrheit der UMP-Sympathisanten für ihn als Präsidentschaftskandidat aus, trotz Ermittlungen wegen illegaler Wahlkampffinanzierung und Korruptionsvorwürfen. Für viele repräsentiert er den charismatischen Führer, der wieder Hoffnung geben kann. „Seid stolz auf das, was ihr macht. Seid stolz auf das, was wir sind“, rief er den Parteimitgliedern zu. „Und sollte ich zurückkommen . . . , werde ich es euch sagen!“ Doch das wird nicht mehr notwendig sein.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Facebook
François Fillon
François Hollande
Nicolas Sarkozy
Parteizentralen
Regierungschefs
Versicherungen
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen