Tiefer kann man nicht fallen. Auf die Frage, welcher Partei die Deutschen noch am ehesten zutrauen, die Probleme des Landes zu lösen, erhielten die Mitarbeiter des Forsa-Instituts in der vergangenen Woche eine klare Antwort: 25 Prozent fühlen sich, wenn überhaupt, bei der Kanzlerin und der Union gut aufgehoben, zwölf Prozent bei den Sozialdemokraten. Nur auf die FDP will sich partout niemand mehr verlassen: Die Liberalen landeten ganz unten: bei null Prozent.
In der an demoskopischen Rückschlägen reichen Geschichte der Partei ist dieser Wert ein neuer Tiefpunkt. Die vorgezogene Neuwahl im Saarland macht die Sache für Parteichef Philipp Rösler nicht besser. Bisher konnte der Wirtschaftsminister davon ausgehen, dass er sein Amt als FDP-Chef verteidigt, wenn die Partei es bei der Wahl in Schleswig-Holstein Anfang Mai wieder in den Landtag schafft. Nun aber kursiert im Flurfunk der Liberalen ein Szenario, nach dem er diesen Wahltag womöglich gar nicht mehr als Vorsitzender erlebt. „Ich halte das für vorstellbar“, sagt ein Abgeordneter. „Da braut sich was zusammen“, spürt ein anderer.
Der überraschende Bruch der Jamaika-Koalition im Saarland kommt für die Liberalen zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt. Da das Land bereits Ende März neu wählt, wird das Ergebnis in jedem Fall den Parteitag der FDP im April in Karlsruhe beschäftigen. Nimmt die Partei im Saarland die Fünf-Prozent-Hürde, würde Rösler vermutlich gestärkt vor seine Delegierten treten.
Scheitert sie, dürfte sich vor allem ein Liberaler herausgefordert fühlen: Wolfgang Kubicki, der Spitzenkandidat in Schleswig-Holstein. Er könnte der Mann sein, unkt ein einflussreicher Liberaler, der dann einen Putsch gegen Rösler anführt. In der Hoffnung, mit Rainer Brüderle als neuem Parteichef etwas Rückenwind für seine eigene Landtagswahl zu bekommen.
Der Fraktionsvorsitzende Brüderle gilt als Mann für den Fall B – den Fall, dass Rösler nicht bis zur Bundestagswahl durchhält. In Interviews beteuert Rösler zwar regelmäßig, dass er fest mit dem Einzug in beide Landtage, den in Saarbrücken und den in Kiel rechne. Die Umfragen allerdings sprechen eine andere Sprache: Im Saarland liegt die FDP bei zwei Prozent und in Schleswig-Holstein bei drei bis vier Prozent.
Um das Blatt doch noch zu wenden setzt die Saar-FDP jetzt auf die Methode Suding. Mit der bis dahin weitgehend unbekannten Kommunikationsberaterin Katja Suding hatte die Hamburger FDP im vergangenen Jahr überraschend den Einzug in die Bürgerschaft geschafft. In Saarbrücken stellen die Liberalen ihrem Spitzenkandidaten, dem Bundestagsabgeordneten Oliver Luksic, deshalb ebenfalls eine attraktive Frau zur Seite: Nathalie Zimmer ist 45 Jahre alt, Mutter von drei Kindern und so etwas wie das neue Gesicht der saarländischen Liberalen. Dass sie keiner kennt, soll ihr Vorteil sein – für das von ihrer Partei veranstaltete Chaos in der Jamaika-Koalition, das an Dreikönig zu deren Bruch führte, kann die telegene Marketingexpertin jedenfalls niemand verantwortlich machen.
Wolfgang Kubicki hat die Hoffnung auf ein Comeback der FDP noch nicht ganz aufgegeben. Mit seinen Liberalen sei es wie mit dem Winter: „Den hatte auch keiner auf dem Zettel, und doch ist er mit Macht zurückgekommen.“