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LONDON
Rettung per Postkarte
byl
 |  aktualisiert: 01.07.2015 19:33 Uhr

Für drei Euro plus Versand flattert im August angeblich eine Postkarte mit dem Konterfei des griechischen Ministerpräsidenten Alexis Tsipras ins Haus. Ein Salat mit Fetakäse und Oliven kostet sechs Euro, und eine Flasche Ouzo ist für zehn Euro zu haben. „Lasst uns das Griechenland-Problem lösen“, ruft der Brite Thom Feeney die Internetgemeinde auf. Er hat eine Crowdfunding-Kampagne gestartet, mit der er die vom Staatsbankrott bedrohten Griechen unterstützen will.

Die angebotenen Produkte wie Postkarten, Salat und Ouzo sind nicht symbolischer Natur, sondern sollen tatsächlich den Spendern zugeschickt werden. „Dieses ganze Gezitter um Griechenland wird langweilig“, findet der 29-Jährige. „Europäische Minister lassen ihre Muskeln spielen und diskutieren darüber, ob sie dem griechischen Volk helfen können oder nicht.“ Der Schuhverkäufer fordert stattdessen, dass die Bevölkerung das Problem löst. Immerhin betreffe die Krise „echte Menschen“.

Griechenland schuldet dem Internationalen Währungsfonds 1,55 Milliarden Euro. Unfassbar viel Geld also, das Feeney zusammenbekommen will. Das aber schreckt ihn keineswegs ab. Seine Rechnung ist einfach: In der EU leben 503 Millionen Menschen. Wenn jeder Europäer also etwas mehr als drei Euro gäbe, käme das Geld leicht zusammen. „Das ist ungefähr so viel wie ein halbes Pint Bier in London kostet.“ Und das Projekt kommt auf der ganzen Welt an. Minütlich steigt die Summe.

Innerhalb von drei Tagen haben rund 56 000 Menschen über die Internet-Plattform IndieGoGo mehr als 900 000 Euro gespendet. Sollte er das Ziel nach sieben Tagen nicht erreicht haben, so verspricht der Brite, werde er das eingegangene Geld zurücküberweisen. Aber so weit soll es nicht kommen.

Ein Ende ist nicht in Sicht. „Bitte stellt sicher, dass das Geld beim Volk ankommt und nicht bei der Regierung und damit bei den Banken“, bittet ein Spender nur. „Meine Familie bezahlt für ihren Kredit etwa 600 Euro weniger Zinsen an die Bank als vor der Krise. Es ist Zeit, etwas zurückzugeben“, schreibt ein anderer Unterstützer.

Feeney, der ursprünglich aus York in Nordengland stammt, hat selbst zehn Euro für eine Flasche Ouzo beigesteuert. Doch wer mehr spenden will, für den ist ebenfalls gesorgt. Für 160 Euro bekommt man einen griechischen Fresskorb, für 5000 Euro winkt ein einwöchiger All-inclusive-Urlaub für zwei in Athen.

„Ich kann verstehen, wenn Leute denken, die Sache sei ein Witz“, so der Brite. „Aber Crowdfunding kann wirklich helfen, weil es darum geht, loszulegen und etwas zu tun.“ Wer sich im Übrigen als „superreiche gutherzige Person“ sieht und etwas beisteuern will, für den hat Feeney ebenfalls ein Angebot. Eine Million Euro – ohne Gegenleistung. Dieses Paket aber findet bislang keinen Anklang: Noch hat es niemand bestellt.

 
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