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LONDON
Referendum: Bleiben die Briten in der EU?
byl
 |  aktualisiert: 01.05.2016 03:25 Uhr

Dass Briten, die seit mehr als 15 Jahren im Ausland leben, beim anstehenden EU-Referendum nicht abstimmen dürfen, finden viele ungerecht. Doch genauso von der Wahl ausgeschlossen sind Kontinentaleuropäer, die auf der Insel leben. Aber auch sie wollen etwas tun: Und so haben einige im Königreich lebende Ausländer die proeuropäische Kampagne „Please don't go“ gegründet. Die Aktion „Hug a Brit“ (Umarme einen Briten) sorgt derzeit für Furore. Können Umarmungen die Briten vom Verbleib in der EU überzeugen?

Die Briten sind in der Vergangenheit nicht gerade als großes Knuddel-Volk aufgefallen. Doch seit einigen Tagen scheint sich das zu ändern: Im Internet geistern unzählige Fotos herum, auf denen Briten im Namen Europas umarmt werden. Ein Bild auf Instagram zeigt etwa, wie die Deutsche Christine Ullman ihr „Jugend-Idol“ Jarvis Cocker von der Britpop-Band Pulp kuschelt.

Hemmungslose Liebe gegen den drohenden Brexit? In der zunehmend bitter geführten Diskussion im Vorfeld des Referendums, bei dem die Briten darüber entscheiden dürfen, ob sie Mitglied in der Europäischen Union bleiben wollen oder nicht, sorgt eine proeuropäische Kampagne für Heiterkeit und gute Laune.

Kampagne im Internet

Mit der Internet-Kampagne treffen sie offenbar den richtigen Ton. Hunderte Menschen – Freunde, Ehepartner, Kollegen, selbst eine Rugby-Mannschaft – veröffentlichten bereits Bilder auf Facebook, Instagram oder Twitter sowie auf der Homepage „Please don't go UK“ (Bitte bleibt im Vereinigten Königreich), auch wenn bereits einige Medien auf ein mögliches Problem hingewiesen haben: Die Abneigung der Briten gegenüber körperlichem Kontakt. Der „Guardian“ nennt es „die traditionelle Horrorvorstellung, von Fremden berührt zu werden“. Eine Userin erklärte die #hugabrit-Kampagne gar zum besten Argument für einen Brexit.

Doch im allergrößten Fall sind die Beiträge herzerwärmend. So sind die Schnappschüsse oft mit kleinen Geschichten versehen, warum Großbritannien Teil der EU bleiben sollte oder was sie an Großbritannien lieben, inklusive Tea time, Monty Python oder dem pulsierenden London. „Wir sind besser zusammen als getrennt“, sagt Szyszkowitz, gleichwohl wolle man nicht auf Statistiken verweisen oder die Briten etwa bevormunden, indem man ihnen sage, was sie zu tun haben.

Malta und Zypern sind Ausnahme

Denn wählen dürfen die meisten der mehr als zwei Millionen Europäer vom Festland am 23. Juni nicht, egal, wie lange sie bereits auf der Insel leben. Anders verhält es sich mit Bürgern aus Irland und den Commonwealth-Staaten wie etwa Australien oder Fidschi, sie sind zur Wahl aufgerufen. Eine Ausnahme unter den EU-Bürgern bilden Einwanderer aus Malta und Zypern, da die beiden Staaten zum Commonwealth gehören sowie die rund 33 000 Bewohner von Gibraltar, dem britischen Überseegebiet mit seinen nur sieben Quadratkilometern Fläche. Wer erhält Stimmrecht, wer nicht?

Das Prinzip steht vor allem bei den EU-Freunden in der Kritik. Denn Briten, die seit mehr als 15 Jahren im Ausland leben, sind vom Referendum ausgeschlossen. „Das ist eine riesige Ungerechtigkeit“, sagt John Cooper, 67 Jahre alt und wohnhaft in Bremen. Obwohl er seit 1972 in der Bundesrepublik ist, besitzt er lediglich einen britischen Pass, hat jahrelang Sozialversicherungsbeiträge im Königreich bezahlt und bezieht nun auch eine Rente aus seiner Heimat. „Das belastet mich“, sagt Cooper, dessen Tochter mittlerweile in London lebt, dort Steuern zahlt, ein Haus besitzt, aber ebenfalls keine Stimme beim Referendum bekommt. Der Grund: Sie hat nur einen deutschen Pass. „Damit werden zwei Personenkreise ausgeschlossen, die wohl mehrheitlich gegen den Brexit stimmen würden.“

 
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