Zum Weltnichtrauchertag an diesem Montag ist durchgesickert, dass die Bundesregierung das Rauchen wieder teurer machen will. Ein Gespräch mit Daniela Ludwig (CSU), Drogenbeauftragte der Bundesregierung, über die Frage, wer überhaupt heute noch raucht und Erkenntnisse darüber, ob Preiserhöhungen bei Zigaretten wirklich etwas bringen.
Daniela Ludwig: Jedes Jahr sterben in Deutschland 127 000 Menschen an den Folgen des Rauchens und die deutsche Volkswirtschaft wird mit knapp 100 Milliarden Euro durch eben diese Folgen belastet. So darf das nicht bleiben! Rauchen kostet und verursacht Kosten – und zwar für alle, auch für Nichtraucherinnen und Nichtraucher. Wir reden über vermeidbare gesundheitliche und volkswirtschaftliche Schäden. Rauchen ist und bleibt legale Droge Nummer eins, die darf es nicht zum Dumpingpreis geben. Ich weiß, dass wir damit auf den ersten Blick keinen Blumentopf gewinnen, aber wir möchten gerade die Langzeit-Raucher und -Raucherinnen vom Rauchen abbringen und potenzielle Neueinsteiger ausbremsen. Außerdem sollte ein Teil der Einnahmen direkt in die Krebsprävention fließen, dass wäre ein wichtiger Schritt.
Ludwig: Durch diverse wissenschaftliche Studien, unter anderem durch das Krebsforschungszentrum oder die Weltbank, ist eindeutig belegt, dass Preissteigerungen direkte Auswirkungen auf den Konsum haben. Ein Beispiel: Eine Steuererhöhung um zehn Prozent bewirkt einen Rückgang des Tabakkonsums bei Jugendlichen und Personen mit Niedrigeinkommen um bis zu 13 Prozent, bei Schwangeren um bis zu zehn Prozent. Das ist ja auch der Grund, weswegen Zigarettenschachteln in vielen unserer Nachbarstaaten zehn Euro und mehr kosten. Somit ist diese geplante Erhebung auch ein guter Schritt Richtung Jugendschutz, der für mich bei allen Drogenthemen im Mittelpunkt steht.
Ludwig: Das Thema Schwarzmarkt ist ein anderes. Nicht jeder Raucher, jede Raucherin nimmt „irgendwelche Kippen“ aus dubiosen Quellen oder ist gleich kriminell veranlagt. Was ich will. ist eine sinnvolle, moderne Politik gegen das Rauchen und nicht gegen die Raucher. Und dazu gehört zum einen, dass die Zigaretten teurer werden, zum anderen, dass Raucher mehr Hilfe bekommen, wenn sie mit dem Rauchen aufhören wollen. Wir arbeiten ja daran, dass die Kosten für Medikamente, die beim Rauchausstieg helfen, in Zukunft von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden.
Ludwig: Nur weil E-Zigaretten weniger Schadstoffe abgeben, sind sie noch lange kein Wellnessprodukt. Wir wissen, dass in Verdampfern und Ähnlichem dennoch krebserregende Stoffe enthalten sind sowie meistens Nikotin, was stark abhängig macht. Außerdem ist bis dato viel zu wenig über die gesundheitlichen Langzeitfolgen bekannt, daher können wir auch keinen Freifahrtschein ausstellen. Es werden Milliarden mit Verdampfern und Erhitzern umgesetzt, somit müssen wir eine angemessene Lösung finden, ganz klar. Bisher wird bei E-Zigaretten nur die Mehrwertsteuer fällig und Tabakerhitzer werden so niedrig besteuert wie Pfeifentabak. Das ist komplett unangemessen. Gerade junge Leute finden E-Zigaretten und Co. hip und werden auch ganz gezielt durch die Werbung angesprochen. Oder meinen Sie im Ernst, Slogans wie „be posh“ oder „Wann wechselst Du?“ plus Aromastoffe wie Kokos oder Mango zielen auf die Generation 50plus?
Ludwig: Bei den jüngeren Raucherinnen und Rauchern hat sich viel getan – im positiven Sinne. Aus der aktuellen Drogenaffinitätsstudie wissen wir, dass die Raucherquote bei Zwölf- bis 25-Jährigen auf dem niedrigsten Stand seit Beginn der Studiendurchführung in den 1970er Jahren liegt. 85,1 Prozent der Jugendlichen geben an, in ihrem Leben noch nie geraucht zu haben. Die Nie-Raucherquote bei 18- bis 25-Jährigen ist mit 45,9 Prozent auf dem höchsten Stand seit Start der Befragung 1973. Das ist natürlich eine mega gute Entwicklung, die wir durch hartnäckige, langjährige Präventionsarbeit, aber natürlich auch durch Steuererhöhungen erreicht haben. Trotzdem können wir jetzt nicht aufhören und sagen: Passt so. Schließlich müssen wir auch die nächsten Generationen vor den Risiken des Rauchens schützen und bestenfalls zu Nie-Rauchern machen. Rauchen ist schlicht und einfach Selbstmord auf Raten und widerspricht jedem gesunden Lifestyle, auf den so viele Menschen mittlerweile Wert legen.
Ludwig: Ich kenne so gut wie niemanden, der Zigaretten nicht schon mal ausprobiert hat. Mein Ding ist es nicht.