
Vor dem Unglückssamstag in Duisburg schien „Aufgeben“ für Rainer Schaller ein Fremdwort zu sein. Von Würzburg aus hatte der agile Unternehmer das Imperium seiner McFit-Studios begründet.
Auch die Loveparade schien unter Schallers Führung seit 2006 in die Erfolgsspur zurückzukehren. Doch am Sonntag wirkte der muskulöse Veranstalter des Spektakels wie unter Schock.
19 Tote und mehrere Hundert Verletzte – das sei das Aus für das Konzept Loveparade „aus Respekt vor den Opfern und ihren Angehörigen“, teilte Schaller auf Anfrage über seinen Sprecher Björn Köllen mit. „Worte reichen nicht aus, um das Maß meiner Erschütterung zu erklären“, hatte er in einer Pressekonferenz zuvor erklärt.
Die Loveparade sei immer eine friedliche Veranstaltung und eine fröhliche Party gewesen. Nun sei es traurig, wie sie in Erinnerung bleiben wird.
Das Unglück bedeutet einen schweren Rückschlag für den fränkischen Unternehmer. Der 1969 geborene Schaller wuchs in Schlüsselfeld nahe Bamberg auf. Mit 17 Jahren machte er eine Lehre als Einzelhandelskaufmann bei Edeka und übernahm fünf Jahre später seinen ersten eigenen Laden.
Dazu kamen in schneller Folge drei weitere. 1997 gründete er sein erstes Fitnessstudio in Würzburg. Heute hat McFit 90 Filialen von München bis Kiel und machte im vergangenen Jahr einen Umsatz von rund 100 Millionen Euro.
Mehr als eine halbe Million Menschen sind Mitglied. Damit ist McFit die nach Mitgliedern größte Fitnessstudiokette Deutschlands.
Nachdem das Spektakel zweimal ausgefallen war, übernahm Schaller 2006 die Geschäftsführung der Loveparade und verlegte die Riesenparty von Berlin ins Ruhrgebiet. Sie sollte das imposante Werbeinstrument für Schallers europaweite Expansionspläne mit McFit werden.
Mit Schwierigkeiten hatte der Kaufmann immer wieder zu kämpfen. Ausgerechnet zum 20-jährigen Bestehen der Loveparade im vorigen Jahr erlitt er durch die Absage der Raver-Party in Bochum einen herben Rückschlag. „Die Stadt war den infrastrukturellen Herausforderungen nicht gewachsen“, sagte Schaller damals dem in der Mediengruppe Main-Post erscheinenden Magazin „Neun7“. Wegen Arbeiten am dortigen Bahnhof wurde die Party damals abgesagt.
Seit Sonntag sieht sich der Veranstalter heftiger Kritik ausgesetzt. Angeblich haben Sicherheitskräfte vor dem Ereignis massive Vorbehalte geäußert.
Der stellvertretende Landesvorsitzende der Polizeigewerkschaft, Wolfgang Orscheschek, erklärte, die Stadt sei bei der Planung der Loveparade von Veranstalterseite derart in die Enge getrieben worden, dass sie trotz Warnungen nur habe „Ja“ sagen können.
Schaller wollte sich nicht dezidiert zu den Vorwürfen äußern. Sein Sprecher Köllen sagte gegenüber der Main-Post, Schaller sei als Geschäftsführer nicht unmittelbar involviert gewesen. Aber im Arbeitskreis Sicherheit seien seit einem Jahr Gespräche darüber mit sämtlichen Ämtern, Feuerwehr, Polizei und Bahn geführt worden – über Strecken, Fluchtwege und Konzepte. Dabei habe das Unternehmen 100 000 Euro Kosten gehabt. Seit Wochen sei man permanent vor Ort. „Sicherheit ist nicht allein Sache des Veranstalters, sondern auch der Stadt“, reichte Köllen den Schwarzen Peter weiter.