Wirtschaftsthemen stehen im Mittelpunkt des Griechenland-Besuchs des russischen Präsidenten Wladimir Putin, der am Freitag in Athen erwartet wurde. Es dürfte Putin bei der Visite aber auch darum gehen, die gespannten Beziehungen Russland zur Europäischen Union zu verbessern.
Putin kommt mit großem Gefolge nach Athen. Neben mehreren Ministern bringt er auch Alexei Miller mit, den Chef des Staatskonzerns Gazprom, und Oleg Belozerov, den Präsidenten der russischen Staatsbahnen RZHD. Das zeigt, in welche Richtungen das Interesse Russlands an einer wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit Griechenland geht. Der Gazprom-Chef möchte das Projekt einer Gaspipeline nach Südeuropa voranbringen, nachdem die Pläne für die Vorhaben South Stream und Turkish Stream auf Eis liegen.
Bereits im Februar hat Gazprom mit der griechischen Gasgesellschaft Depa und der italienischen Edison eine Absichtserklärung zum Bau einer Pipeline unterschrieben, die russisches Erdgas von Griechenland durch die Adria nach Italien bringen soll. Neben den Pipeline-Plänen prüfen russische Staatsunternehmen auch einen Einstieg in die Braunkohleförderung und Stromerzeugung in Griechenland.
„Gemeinsame Zivilisationswerte“
Bahnchef Belozerov will sich in Athen vor allem über die griechischen Privatisierungsprojekte informieren. Russland interessiere sich insbesondere für die geplante Privatisierung der griechischen Bahngesellschaften und des Seehafens von Thessaloniki, schrieb Putin in einem am Donnerstag veröffentlichten Gastbeitrag für die griechische Zeitung„Kathimerini“.
In dem Artikel preist Putin Griechenland als „Russlands bedeutenden Partner in Europa“, mit dem man in einem „dynamischen politischen Dialog“ sei. Er appellierte an die EU, gemeinsam mit Russland am Aufbau einer „Zone der wirtschaftlichen und humanitären Zusammenarbeit vom Atlantik bis zum Pazifik“ zu arbeiten.
Dafür müsse aber „die falsche Logik über Bord geworfen werden, dass eine Seite das Spiel monopolisieren kann.“ Jede Seite müsse die Ansichten und Interessen der jeweils anderen berücksichtigen.
Putin betonte, die bilateralen Beziehungen mit Griechenland gründeten sich auf „felsenfeste gemeinsame Zivilisationswerte, die christlich-orthodoxe Kultur und echte gegenseitige Zuneigung“.
Zum Abschluss seines zweitägigen Besuchs will Putin am Samstag als Pilger in die Mönchsrepublik Athos reisen, um auf dem „Heiligen Berg“ ein überwiegend von Russen bewohntes Kloster aufzusuchen.