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PALMA
Proteste auf Mallorca: „Es reicht!“
Mallorca - Touristen am Strand       -  Urlauber tummeln sich auf der Mittelmeerinsel Mallorca am Strand von Arenal.
Foto: Julian Stratenschulte, dpa | Urlauber tummeln sich auf der Mittelmeerinsel Mallorca am Strand von Arenal.
lze
 |  aktualisiert: 02.04.2019 10:57 Uhr

Pünktlich zu Beginn der sommerlichen Hochsaison flammen auf der spanischen Ferieninsel Mallorca neue Proteste gegen den Massentourismus auf. An den Fassaden mehrerer Gästeherbergen in der Inselhauptstadt Palma tauchten urlauberfeindliche Parolen auf. „Hotels, raus aus dem Viertel“, sprühten Unbekannte an die Wände. Oder: „Es reicht jetzt mit den Hotels.“ Ähnliche Graffiti waren bereits in den vergangenen Jahren im Sommer gesichtet worden und hatten für Unruhe gesorgt.

Doch die Hoteliers sind noch aus einem anderen Grund besorgt: Erstmals seit Jahren gehen die Buchungen auf Europas bekanntester Ferieninsel zurück. Eine Trendwende, welche die deutschsprachige „Mallorca Zeitung“ zu der Frage veranlasste: „Sind die fetten Jahre vorbei?“

Im gesamten Jahr 2017 waren auf der Insel noch 10,3 Millionen ausländische Feriengäste gezählt worden. Das war ein üppiges Plus von sechs Prozent. Doch nach dem ersten Halbjahr 2018 ist die Branche pessimistisch. Von Januar bis Ende Mai 2018 kamen laut amtlicher Statistik 0,35 Prozent weniger Urlauber als im Vorjahr. Auch die Buchungen für die Sommermonate liegen nach den provisorischen Zahlen im Minus. „Es gibt eine klare Tendenz nach unten“, bestätigt Mallorcas Hotelverband. Als Grund wird vor allem die wachsende Konkurrenz aus anderen Mittelmeerländern angeführt. Die Türkei, Griechenland, Tunesien und Ägypten locken mit günstigen Rabatten, während auf Mallorca die Hotelpreise in den letzten Boomjahren gestiegen sind.

„Schwerwiegende Umweltkrise“

Hinzu kommen die Proteste gegen den Tourismus, die bei manchen Urlaubern das Gefühl auslösen könnten, nicht mehr willkommen zu sein. Am vergangenen Wochenende empfing ein kleiner Trupp von Demonstranten die Passagiere auf dem Airport Palmas mit Plakaten, auf denen Sprüche standen wie: „Der Tourismus tötet Mallorca.“ Und: „Wer Mallorca liebt, zerstört es nicht.“ Auf Flugblättern, die den überraschten Reisenden in die Hand gedrückt wurden, hieß es: „Mallorca erlebt derzeit eine schwerwiegende Umweltkrise. Die Strände sind überfüllt, die Straßen wegen der vielen Mietwagen verstopft, die Müllmengen erreichen jeden Sommer Höchststände.“ Auch soziale Probleme wurden in dem Manifest angesprochen: „Mallorca ist das Paradies der prekären Arbeit und der niedrigen Löhne.“ In der Tat weiß man, dass viele Kellner und Zimmermädchen mit unsicheren Fristverträgen und miserablen Bruttogehältern von deutlich unter 1000 Euro leben müssen.

„Wir Bewohner werden aus unseren Städten und Dörfern vertrieben, wo alles ausschließlich dem Tourismus unterworfen ist“, klagten die Demonstranten. Deswegen werde die Zahl der Bürger, die eine Begrenzung des Massentourismus forderten, jeden Tag größer.

Der Protest auf dem Flughafen war von der Bürgerplattform „Eine Stadt für die Bewohner“ (Ciutat per a qui l'habita) und von der linken Jugendgruppe Arran organisiert worden. Auch wenn es sich um eher kleine Bewegungen handelt, sprechen sie doch Probleme an, die viele Menschen auf Mallorca umtreiben.

Die Inselregierung, die aus Sozialisten und der linken Regionalpartei Més besteht, beschloss bereits vor Monaten, die Zahl der Urlauber zu deckeln. Dies soll durch eine Begrenzung der Gästebetten in Hotels und privaten Unterkünften erreicht werden, die zunächst nicht weiter wachsen und mittelfristig sogar von bisher 440 000 auf 320 000 gestutzt werden soll. Zudem wurde die Privatvermietung von Gästebetten, die in den letzten Jahren stark boomte, eingeschränkt.

In der Inselhauptstadt Palma hatte die Ausbreitung von Ferienwohnungen zu einem Anstieg der Mietpreise von 40 Prozent in den letzten vier Jahren geführt, berichtete Palmas Baudezernent José Hila jüngst. Mit dem Ergebnis, dass die einheimische Bevölkerung kaum noch bezahlbaren Wohnraum finde.

Ende des zügellosen Wachstums

Auch die Umweltprobleme will die Inselregierung in Angriff nehmen. Sie denkt über ein Mietwagenlimit auf der Insel nach, wo im Sommer bis zu 100 000 Leihfahrzeuge unterwegs sind. Zudem sollen die Leih-Flotten bald nur noch aus Elektrofahrzeugen bestehen.

Palmas Bürgermeister Antoni Noguera warnte jedoch davor, den Urlaubern die Schuld an den bisherigen Fehlentwicklungen auf der Insel zu geben. Der Tourist sei nicht das Problem, meinte Noguera, sondern die bisherige Politik des zügellosen Wachstums.

 
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