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WÜRZBURG
Prognose verheißt deutliches Plus bei der Rente
Die Rente soll steigen. So stark wie seit 1993 nicht mehr, titelte die „Bild“-Zeitung. Die Bundesregierung gehe davon aus, dass die Renten bis 2016 im Westen um mehr als acht Prozent steigen, im Osten sogar um gut elf Prozent. Langfristig gesehen gibt es jedoch wenig Grund zur Freude.
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Von unserem Redaktionsmitglied Kerstin Fellenzer
 |  aktualisiert: 22.06.2022 09:11 Uhr

Die Rente soll steigen. So stark wie seit 1993 nicht mehr, titelte die „Bild“-Zeitung. Die Bundesregierung gehe davon aus, dass die Renten bis 2016 im Westen um mehr als acht Prozent steigen, im Osten sogar um gut elf Prozent. Langfristig gesehen gibt es jedoch wenig Grund zur Freude.

Wie die deutsche Rentenversicherung jüngst mitteilte, sinkt das Rentenniveau stetig – 2030 werden es nur noch knapp 45 Prozent vom durchschnittlichen Nettoeinkommen sein, weniger als die Hälfte des alten Lohns. Um einer mageren Rente vorzubeugen, sorgen viele Bürger vor. Zum Beispiel mit einer Betriebsrente. Doch auch die kann das Problem nicht lösen, sagt der Bamberger Professor Ulrich-Arthur Birk. Denn die Betriebsrente könne keine lohnende Anlage für den Ruhestand sein, so Birk.

Dabei war die Entgeltumwandlung für die Betriebsrente ursprünglich eine gute Idee, sagt Birk. Die Beschäftigten erhielten so die Möglichkeit, über den Arbeitgeber zusätzlich fürs Alter vorzusorgen. So kann jeder Arbeitnehmer einen Teil seines Gehalts zum Beispiel in eine Pensionskasse stecken. Der große Vorteil: Der Arbeitnehmer spart jede Menge Steuern, denn vom Bruttogehalt, das in eine betriebliche Altersvorsorge fließt, sind 2688 Euro pro Jahr von der Steuer befreit.

Birk bemängelt jedoch, dass Beschäftigte, die gesetzlich krankenversichert sind, nach 2005 einen Vertrag unterschrieben haben und die von ihrem Chef keinen Zuschuss bekommen, in der Regel nicht von der Entgeltumwandlung profitieren. Denn auf die Betriebsrenten sind die vollen Beiträge an Kranken- und Pflegekassen zu zahlen. Zudem wird die gesetzliche Rente dadurch gemindert, dass Arbeitnehmer und Arbeitgeber für den Betrag, den sie für die Betriebsrente ausgeben, nichts in die Rentenkasse einzahlen. Bei einer Entgeltumwandlung fahre der Arbeitnehmer letztendlich nicht besser als bei Abschluss einer privaten Rentenversicherung oder bei einem privaten Festgeldsparen auf einer Bank, sagt der Bamberger Professor und fordert eine Reform der betrieblichen Altersvorsorge.

Bedenken kommen auch von anderer Seite. „Wir stehen der Gehaltsumwandlung zur Altersvorsorge seit geraumer Zeit kritisch gegenüber“, sagt Merten Larisch von der Verbraucherzentrale Bayern. So lohne sich die Vorsorge nur dann, wenn der Arbeitgeber einen Zuschuss von mindestens 20 Prozent des Lohns zahle. Zudem kalkulierten die Anbieter von diesen Betriebsrenten mit sehr langen Lebenszeiten. „Nur die Minderheit geht da mit einem Gewinn raus“, so Larisch.

Franz Erich Kollroß widerspricht den Berechnungen des Bamberger Professors. Kollroß ist Mitglied des Vorstands bei der BVUK Würzburg (Betriebliche Vergütungs- und Versorgungssysteme für Unternehmen und Kommunen), ein privates Unternehmen, das auch Betriebsrenten anbietet. Der Rechtsanwalt nennt ein Beispiel: Ein 23-Jähriger, der Anfang 2012 für 44 Jahre mit einer Versicherung eine Entgeltumwandlung vertraglich vereinbart und 100 Euro im Monat aufwendet, bekomme nach der Berechnung einer Lebensversicherung eine vermutliche monatliche Betriebsrente von 479 Euro. Diese Rechnung weicht laut Kollroß von den Annahmen Birks ab. Der habe lediglich eine Gesamtrente von 300 Euro errechnet.

Was sollten Verbraucher tun? Larisch rät zu einer Kombination aus Riester-Banksparplan und einer Mischung aus Indexfonds-Sparplänen, die möglichst die Märkte Aktien, Anleihen und Rohstoffe abdecken. Bei Fragen könne man sich an die Verbraucherzentrale wenden.

 
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