Auf den Tag genau 70 Jahre waren am Mittwoch vergangen, dass deutsche Soldaten mehr als Tausend Juden aus Rom in die Vernichtungslager deportierten. Auch Staatspräsident Giorgio Napolitano nahm an einer Gedenkfeier in Rom teil. Sie wurde überschattet von der Frage, was mit dem Leichnam des deutschen NS-Verbrechers Erich Priebke geschehen soll. Solange es darauf keine Antwort gibt, lagert er auf einem gut bewachten Militärflughafen 30 Kilometer von Rom entfernt.
Priebke war Ende vergangener Woche 100-jährig in Rom gestorben, wo er eine lebenslange Haftstrafe im Hausarrest abbüßte. Als Mitverantwortlicher eines Massakers in Rom, bei dem 1944 insgesamt 335 Zivilisten ermordet wurden, ist er ein Symbol für die Schreckensherrschaft der Deutschen Ende des Zweiten Weltkriegs in Italien. Seine Beerdigung, die am Dienstagabend verhindert wurde, ist ein Politikum. In Italien wie in Deutschland ist die Sorge groß, das Grab des Holocaust-Leugners Priebke könnte zu einer Pilgerstätte für Neonazis werden.
Roms Bürgermeister Ignazio Marino, der eine Beerdigung in der italienischen Hauptstadt untersagte, sowie der römische Polizeipräsident Giuseppe Pecoraro behaupteten am Mittwoch, die Behörden seien mit der deutschen Bundesregierung in Kontakt, um den Fall zu lösen. Die deutsche Botschaft in Rom dementierte das. Auch das Auswärtige Amt in Berlin bestätigte die Kontakte nicht.
Als am Dienstagnachmittag bekannt wurde, dass die traditionalistische Piusbruderschaft am Abend einen Trauergottesdienst für Priebke in Albano Laziale bei Rom feiern wollte, verbot dies der Bürgermeister des Ortes. Polizeipräsident Pecoraro autorisierte den Gottesdienst hingegen. Derweil hatten sich bereits über 100 Gegendemonstranten und ein Dutzend Neonazis vor der Kirche versammelt. Am Abend kam es zu Schlägereien, zwei Neonazis wurden verhaftet. Aus Sorge, der Gottesdienst könne sich in einen Nazi-Aufmarsch verwandeln, sagte Polizeipräsident Pecoraro die Beerdigung am Abend wieder ab und verfügte den Transport des Leichnams auf den Militärflughafen.