„Wulff war kein Ruhmesblatt für die politische Klasse. Doch weder schwächt nun sein Rücktritt nachhaltig die Funktion des Staatsoberhaupts noch löst er eine Staatskrise aus. Aber eine Lehre sollte aus ihm gezogen werden: Der nächste Bundespräsident, die nächste Bundespräsidentin darf nicht von Merkels Gnaden bestimmt sein.
„Kölner Stadt-Anzeiger“
Haben wir es mit einer Staatskrise zu tun? Nein. Aber mit einer handfesten politischen Krise. Genauer gesagt handelt es sich um eine Krise der bürgerlichen Koalition. Da sie keine eigene Mehrheit hat, muss die Opposition ihr nun dabei helfen, sie zu bewältigen, ob sie will oder nicht. So schwer kann Demokratie sein. Und so schön.
„Badisches Tagblatt“
Der Niedergang von Wulff begann nicht erst mit der öffentlichen Diskussion über die Affären um günstige Kredite und Urlaubseinladungen. (...) Als Bundespräsident vermochte Wulff kaum Akzente zu setzen. Der einst nachdenklich und selbstkritisch wirkende Politiker wich nach und nach einer Persönlichkeit, die zwar staatsmännisch, aber inhaltlich zunehmend unverbindlich in Erscheinung trat. Wulff bezog seine Autorität aus dem Amt, in das er gewählt worden war, statt dem Amt als kritischer Vordenker zu dienen.
„Rhein-Neckar-Zeitung“
Die Causa Wulff lehrt: Eine gute Figur ist nicht alles. Das hätte man zwar schon seit Guttenberg wissen kön- nen. Doch die politische Gesellschaft ist mindestens so lernwiderwillig, wie die restliche. Nach Horst Köhlers Rückzug vom höchsten Staatsamt hatte Schwarz-Gelb einen abgebrühten Politprofi gesucht. Joachim Gauck durfte es nicht sein. Und hätte Merkel nicht von Anfang an erklärt, dass Gauck nicht infrage kommt: Nie und nimmer hätte es eine so spannende Wahl gegeben.