Er hätte ein Mann im Schatten des Präsidenten sein sollen, der diesem loyal den Rücken freihält. Dann aber machte im Sommer ein Video von Alexandre Benalla die Runde, auf dem er bei einer Veranstaltung zum 1. Mai brutal gegen Demonstranten vorging. Obwohl er nur Sicherheitsmann, aber kein Polizist war, trug er Polizei-Armbinde und -Helm. Und plötzlich stand Benalla im Licht der Öffentlichkeit, wurde zur Bürde für Präsident Emmanuel Macron.
Inzwischen wurde Benalla entlassen, doch die Affäre ist nicht beendet: Heute muss er sich einem Untersuchungsausschuss des Senats stellen, der ihn zu seinen Funktionen im Élysée-Palast befragen will. Vergeblich wehrte sich Benalla gegen die Vorladung „dieser sogenannten Weisen“.
Nach 16 Monaten im Amt hat Macron enttäuscht, wie nun eine Umfrage bestätigte, nach der 71 Prozent der Franzosen ein negatives Bild von ihm haben. Der Schwung des Anfangs, als er ein neues politisches Angebot der Mitte versprach, scheint verblasst zu sein.
Dazu trug die Affäre um Benalla ebenso bei wie der Rücktritt des populären Umweltministers Nicolas Hulot vor drei Wochen, der aufgrund der nur halbherzigen Umweltpolitik der Regierung aufgab. Am Dienstag gab Macrons Vertrauter und Innenminister Gérard Collomb, bekannt, nach den Europawahlen im Mai 2019 auszuscheiden, um sich wieder um sein früheres Amt als Bürgermeister von Lyon zu bewerben.
Konnte Macron bei der Wahl Anhänger verschiedener Lager gewinnen, wenden sich nun vor allem Linkswähler von ihm ab. Durch seine wirtschaftsfreundliche Politik mit wenigen sozialen Elementen haftet dem 40-Jährigen der Ruf an, „Präsident der Reichen“ zu sein.
Dies befeuert er mit Provokationen wie der Bezeichnung der Franzosen als „widerspenstige Gallier“ bei einem Besuch in Kopenhagen oder der Kritik an der „irren Kohle“, die für Sozialleistungen aufgewendet werde. Nun riet er einem 25-jährigen Gärtner ohne Job, er müsse nur die Branche wechseln: „Hotels, Cafés, Restaurants: Ich brauche nur über die Straße zu gehen und finde was für Sie.“ Es reiche, motiviert zu sein. „Zu Beginn seines Mandates haben die Franzosen diese soziale Überheblichkeit akzeptiert, weil es das Versprechen gab, dass sich ihre Situation verbessert“, sagt der Meinungsforscher Jérôme Fourquet. „Aber angesichts fehlender Resultate herrscht nun der Eindruck eines abgehobenen Präsidenten vor.“