Die katholische Piusbruderschaft hat den Holocaust-Leugner und Bischof Richard Williamson aus ihren Reihen ausgeschlossen. Der 72-jährige Brite habe sich seit langem von der Führung der vom Vatikan getrennten kirchlichen Gemeinschaft entfernt, erklärte die Leitung am Mittwoch im schweizerischen Menzingen.
Weil er sich „weigert, den Respekt und den Gehorsam zu bezeigen, den er seinen rechtmäßigen Oberen schuldet“ sei er bereits am 4. Oktober von der Bruderschaft ausgeschlossen worden. Wie es in dem Kommuniqué des Generalhauses der Priesterbruderschaft St. Pius X. weiter heißt, war Williamson eine „letzte Frist“ zur Unterordnung eingeräumt worden. Diese war nun verstrichen: „Diese schmerzhafte Entscheidung ist notwendig geworden aus Sorge um das Gemeinwohl der Bruderschaft St. Pius X.“, hieß es weiter.
Seit dem Beginn der Verhandlungen mit dem Vatikan über eine Rückkehr in die katholische Kirche, die vor wenigen Monaten scheiterten, wird über ein Auseinanderbrechen der Traditionalisten spekuliert.
In einer ersten Reaktion hält der deutsche Vatikanexperte Bernd Hagenkord den Ausschluss von Williamson angesichts der vorangegangenen Spannungen zwischen der Leitung der Traditionalisten und dem Bischof für wenig überraschend. Williamson sei zuvor mehrfach aufgefordert worden, kritische Äußerungen über Mitbrüder im Internet zu unterlassen, erklärte der Leiter der deutschsprachigen Redaktion von Radio Vatikan. Williamson habe nie zum „Mainstream“ der Piusbruderschaft gehört.
Der Rauswurf des in Deutschland als Holocaust-Leugner verurteilten Briten werde eine Aussöhnung zwischen dem Vatikan und der ultrakonservativen Bruderschaft nicht erleichtern. Williamson muss sich in Deutschland demnächst erneut wegen Volksverhetzung vor Gericht verantworten. Er hat gegen einen Anfang Oktober erlassenen Strafbefehl des Amtsgerichts Regensburg abermals Einspruch erhoben, wie ein Gerichtssprecher jüngst mitteilte. Das Hauptverfahren soll im nächsten Jahr eröffnet werden.
Bischof Williamson hatte 2008 im Interview mit einem schwedischen Fernsehsender im Priesterseminar der Piusbruderschaft in Zaitzkofen bei Regensburg den Mord an sechs Millionen Juden und die Existenz von Gaskammern in der NS-Zeit bestritten. In dem sich seit vier Jahren hinziehenden Fall hatte das Oberlandesgericht Nürnberg im Februar eine erste Verurteilung wegen Verfahrensmängeln aufgehoben. Ein Ausschluss von Williamson war schon länger erwartet worden. Grund sei ein Streit über den religiösen Kurs innerhalb der traditionalistischen Bruderschaft, berichtete das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“.
Williamson wurde bereits aus dem Generalkapitel, der Führungsspitze der Piusbruderschaft, ausgeschlossen, alle Tätigkeiten bis auf das Predigen sind ihm verboten. Williamson hatte die Führung mehrfach scharf kritisiert.
Die traditionalistische katholische Priesterbruderschaft Pius X. wurde 1970 von Erzbischof Marcel Lefebvre (1905-1991) in Econe in der Schweiz gegründet. Damals war die Vereinigung noch kirchenamtlich zugelassen. Die offizielle kirchliche Anerkennung verlor sie 1975. Ihre Wurzeln hat die Vereinigung in rechtskatholischen Milieus vor allem in Frankreich, die sich gegen die Reformbeschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-65) wenden. Die Bruderschaft lehnt Ökumene, Religionsfreiheit sowie die Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils ab und strebt „die Verbreitung und Wiederherstellung der authentischen katholischen Lehre“ an.
Die Bruderschaft feiert die Messe nach dem alten „tridentinischen“ Ritus auf Latein und mit einem vom Volk abgewandten Altar.
Gegen den Protest des Vatikans hatte Lefebvre im Juni 1988 vier Bischöfe geweiht, darunter Williamson. Lefebvre und die vier von ihm ohne päpstlichen Auftrag geweihten Bischöfe wurden daraufhin exkommuniziert. Ende Januar 2009 hob Papst Benedikt XVI. die Exkommunikation auf, um „die Einheit in der Liebe der universalen Kirche zu fördern und den Skandal der Trennung zu überwinden“, wie es hieß. Die Aufhebung der Exkommunikation des Holocaust-Leugners Williamson hatte weltweit Proteste ausgelöst.