„Wir haben gerade eine Kampagne laufen, wir werben für mehr Bereitschaft zur Organspende – dafür ist ein solcher Fall tödlich“, so Zöller. Seit dem 1. August ist der erste Teil des neuen Transplantationsgesetzes in Kraft, ab 1. November wollen die Krankenkassen ihre Versicherten aktiv um eine Entscheidung für oder gegen eine Organspende im Todesfall bitten. „Patienten im Krankenhaus haben ihren Organspendeausweis zerrissen, als der Skandal bekannt wurde“, erzählt Zöller, der zu dem Zeitpunkt selbst in einer Klinik lag. Es werde wohl Jahre dauern, das verlorene Vertrauen in die Organspende zurückzugewinnen.
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Für den betroffenen Arzt, der erst in Regensburg und später in Göttingen Krankenakten gefälscht und so Patienten auf der Spenderorgan-Warteliste nach oben geschoben haben soll, fordert Zöller eine harte Strafe. „Wenn ich das zu entscheiden hätte, wäre es mit einer Geldbuße nicht getan“, so der Patientenbeauftragte, „dem Mann gehört die Zulassung entzogen.“ Nicht nur das Leid, das der Skandal für Patienten und Angehörige bringen werde, sei unzumutbar. „Für eine Klinik kann so ein Skandal das Todesurteil sein.“
Auch die Deutsche Stiftung Organspende (DSO), die in Deutschland Transplantationen koordiniert, befürchtet, „dass die Bereitschaft zur Organspende zurückgehen könnte“, heißt es in einem Statement. Laut DSO lehnten Angehörige von frisch Verstorbenen in den vergangenen zwei Wochen wegen des Skandals fünf Organspenden ab.
Eine Änderung am neuen Transplantationsgesetz lehnt Zöller ab und ist so mit dem bayerischen Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch (CSU) auf einer Linie, nachdem der CDU-Gesundheitsexperte Jens Spahn härtere Strafen und eine Gesetzesänderung ins Gespräch gebracht hatte. Zöller unterstützt jedoch einen Vorschlag von Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP), die Prüfungs- und Überwachungskommissionen der Ärztekammern müssten unangekündigt Stichproben-Kontrollen in den Krankenhäusern vornehmen. Ende August wird bei einem Treffen von Politikern mit Ärzten, DSO und Krankenkassen beraten, ob Kontrollen, Transparenz und Abläufe optimiert werden können und inwieweit der Gesetzgeber handeln muss.
Stichproben-Kontrollen würde auch das Universitätsklinikum Würzburg (UKW) unterstützen. „Denn wir müssen das entstandene Misstrauen in der Bevölkerung wieder abbauen“, sagt Professor Christoph Reiners, Ärztlicher Direktor des UKW. Transparenz und Offenheit seien unerlässlich, um die Spendenbereitschaft zu erhöhen und somit auch Betrügereien entgegenzuwirken, die durch einen Mangel an Spenderorganen nur noch gefördert werden.
Im Organspende-Skandal an der Regensburger Uniklinik rechnet die Staatsanwaltschaft derweil frühestens in 14 Tagen mit ersten Ermittlungsergebnissen. Ob es neben dem bislang verdächtigten Oberarzt weitere Verdächtige gibt, konnte Oberstaatsanwalt Wolfhard Meindl nicht sagen. Die „Süddeutsche Zeitung“ berichtete am Montag, der Oberarzt und der mittlerweile beurlaubte Chirurgie-Chef der Uniklinik Regensburg seien seit Jahren sehr vertraut gewesen. Mit Material von DPA