Zum Abschluss eines Korruptionsprozesses hat ein Bezirksgericht in Jerusalem den früheren israelischen Ministerpräsidenten Ehud Olmert wegen Untreue schuldig gesprochen. Damit ist zum ersten Mal in der Geschichte Israels ein ehemaliger Regierungschef verurteilt worden. In zwei weiteren Anklagepunkten wurde der 66-Jährige am Dienstag jedoch von Korruptionsvorwürfen freigesprochen.
Das Strafmaß wird zu einem späteren Zeitpunkt verkündet. Das israelische Gesetz sieht bei Untreue eine maximale Strafe von drei Jahren Haft vor. Ex-Regierungschef Olmert musste im Zuge der Korruptionsaffäre im Herbst 2008 zurücktreten. Das Ausscheiden Olmerts versetzte dem Friedensprozess mit den Palästinensern einen schweren Rückschlag.
Israelische Kommentatoren sprachen von einem „juristischen Erdbeben“, weil Olmert nur in einem Punkt verurteilt werden konnte. Olmert äußerte sich nach dem Urteilsspruch des Bezirksgerichts erleichtert. Zu der Verurteilung sagte der ehemalige Ministerpräsident: „Ich respektiere die Entscheidung des Gerichts.“ Olmert juristischer Kampf geht jedoch noch weiter: Vor dem Bezirksgericht in Tel Aviv läuft noch ein weiterer Korruptionsprozess in der Affäre um das sogenannte Holyland-Bauprojekt in Jerusalem.