Donald Trumps Sieg im fernen Amerika löst im österreichischen Präsidentschaftswahlkampf einerseits Euphorie anderseits deutliche Warnungen aus. Für den Rechtspopulisten Norbert Hofer, FPÖ, könnte Trumps Sieg einen Schub bedeuten, darüber sind sich sowohl das FPÖ-Lager als auch die Anhänger des Konkurrenten Alexander Van der Bellen einig. Hofer sieht Parallelen zu seinem eigenen Wahlkampf: Trump habe gesiegt, weil er „authentisch geblieben sei“, sagte er. Seine politischen Freunde und er unterhielten sowohl zu Trump und den Republikanern als auch zum russischen Präsidenten Wladimir Putin gute Beziehungen. „Österreich wird, wenn ich Präsident werde, gut vertreten sein“, so Hofer. Die Trump-kritischen Äußerungen seines Konkurrenten Alexander van der Bellen kritisierte er als nicht klug. „Das kann ich als Staatsmann nicht tun“, sagte er. „Wenn man einen Präsidenten der USA beleidigt, schadet das unserer Wirtschaft.“
Alexander van der Bellen rief hingegen dazu auf, das US-Wahlergebnis als Weckruf zu betrachten. „Ich möchte nicht, dass Österreich das erste westeuropäische Land ist, in dem Rechtsdemagogen die Macht übernehmen“, warnte er und meinte damit, dass dies in Ungarn und Polen bereits geschehen sei. Damit wird einmal mehr angedeutet, dass FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache zum Bundeskanzler gewählt werden könnte, sollte die jetzige Große Koalition platzen. In einer solchen Situation könnte Norbert Hofer als Bundespräsident aus derselben Partei autoritäre Strukturen fördern.
Solche Szenarien sollen Wähler für Van der Bellen gewinnen, die den Grünen sehr skeptisch gegenüber stehen oder Probleme mit Van der Bellens kommunistischer Vergangenheit vor 40 Jahren haben. Noch hat der Endspurt zur Bundespräsidentenwahl nicht begonnen. Noch ist nicht absehbar, ob die Sehnsucht nach einem starken Österreich siegen wird, oder ob die Wähler in den sauren Apfel beißen und den ungeliebten grünen Kandidaten wählen werden.
Prominente haben sich weitgehend positioniert. Nicht nur Sozialdemokraten, sondern auch der ÖVP-Vorsitzende Reinhold Mitterlehner haben zu erkennen gegeben, dass sie Van der Bellen den Vorzug geben. Demoskopen halten Prognosen zur Zeit für unmöglich. Eine Umfrage unter 800 Befragten aus dem Oktober habe leichte Vorteile für Hofer ergeben, heißt es beim SORA Institut. Daraus lasse sich aber nicht ableiten, dass er am 4. Dezember die Wahl gewinnen werde. Darüber werde der Endspurt entscheiden. Noch hätten sich etwa sechs Prozent der Wahlberechtigten nicht entschieden. Nur etwa ein Prozent sei seit dem ersten Wahltermin am 22. Mai zur anderen Seite gewandert.
Alt-Bundespräsident Heinz Fischer glaubt nicht daran, dass der Trump-Sieg die österreichische Wahl entscheidet: „Das ist keine Einbahnstraße“, sagte er. „Manche werden sich bestärkt fühlen, den einen Kandidaten zu wählen, andere aber werden genau darum den anderen wählen. Der Saldo dieser beiden Richtungen wird sehr gering sein. Deswegen glaube ich nicht, dass das zum großen Vorteil für einen der beiden Kandidaten werden wird.“