Fünf Monate österreichischer Bundespräsidentschaftswahlkampf sind mehr als genug. Besonders die beiden Kandidaten, die es in die Stichwahl geschafft haben, sind erschöpft. Der Rechtspopulist Norbert Hofer und der Grüne Alexander „Sascha“ Van der Bellen lieferten sich am Donnerstagabend noch ein letztes müdes, diesmal aber moderiertes TV-Duell.
Die Kandidaten ließen sich nicht anmerken, wie sehr sie sich auf die Nerven gehen. Nach dem entgleisten Duell beim Privatsender ATV, als die Kontrahenten ohne Gesprächsleitung ungebremst übereinander hergefallen waren, blieben die Kandidaten nun kontrolliert. Nach dem ersten Duell hatten sich die Kommentatoren darüber ereifert, wie peinlich in Österreich gestritten werde. Viele Zuschauer hatten den Streit übrigens ganz anders empfunden, eher menschlich und natürlich.
Hofer gilt nach seinem klaren Erfolg im ersten Wahlgang als Favorit. Doch die Meinungsforschungsinstitute verzichten wegen der falschen Vorhersagen im ersten Wahlgang auf Prognosen. Der linksliberale Van der Bellen wird von vielen Prominenten unterstützt. André Heller, Christoph Waltz, Maresa Hörbiger und Josef Hader sind nur einige bekannte Namen. 4000 Unterstützer zählt Van der Bellens Komitee. Auch drei ehemalige Vorsitzende der konservativen ÖVP und viele Sozialdemokraten, darunter der neue Kanzler Christian Kern, haben angekündigt, Van der Bellen zu wählen. Die im Hauptwahlgang ausgeschiedene Kandidatin Irmgard Griss hat publik gemacht, dass sie ebenfalls den Ökonomieprofessor gewählt habe. Das könnte ihre 800 000 Wähler, die im ersten Wahlgang für sie votiert hatten, beeinflussen. Doch es gilt als sicher, dass viele Österreicher am Sonntag „weiß“ wählen, sprich den Stimmzettel ungültig machen werden.
„Opfer der Medien“
Prominenter Unterstützer Hofers ist der Extremsportler Felix Baumgartner: „Wir sollten einem jüngeren Kandidaten eine Chance geben. Einem, der politisch nicht so ausgebrannt ist“, postet er bei Facebook. Beim öffentlich-rechtlichen Sender ORF versucht man dagegen mit allen Mitteln, Hofer zu entzaubern. Dazu sollten die Beschreibungen einer Israel-Reise Hofers im Jahre 2014 dienen. Der FPÖ-Politiker hatte berichtet, er haben das israelische Parlament besucht und sei außerdem Zeuge eines Attentats geworden, bei dem eine Frau erschossen worden sei. Der ORF-Korrespondent in Tel Aviv befragte den Polizeisprecher dazu, der einen solchen Vorfall bestritt. In einem Bericht der „Jerusalem Post“ zu dem Vorfall hieß es, dass die Frau nicht getötet, sondern verletzt worden war. Hofer konterte derlei Enthüllungen, indem er sich und die Freiheitlichen nach bekanntem Muster als Opfer der Medien darstellte. Die Warnungen aus Deutschland oder anderen EU-Staaten vor einem FPÖ-Bundespräsidenten könnten Hofer am Ende nutzen. Gegen Wahl-Ratschläge aus dem Ausland reagiert man auch in Österreich allergisch.