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MASPALOMAS/MADRID
Öl vor Gran Canaria breitet sich aus
lze
 |  aktualisiert: 21.04.2015 19:47 Uhr

Gut eine Woche nach dem Untergang des großen russischen Fischtrawlers Oleg Naydenov vor der Küste Gran Canarias fließt weiterhin Diesel-Schweröl aus dem Schiffstank. Der Ölteppich ist bereits so groß, dass er auf Satellitenbildern der US-Raumfahrtbehörde Nasa deutlich als kilometerlanger hässlicher Flecken im Atlantik zu sehen ist. Die Strände der spanischen Kanareninsel blieben bisher noch von der Ölpest verschont, da der klebrige Treibstoff derzeit Richtung Südwesten ins offene Meer treibt. Bei einem Windwechsel sind jedoch Gran Canaria und die Nachbarinsel Teneriffa bedroht.

Nach Angaben der spanischen Regierung befindet sich die Spitze des Ölteppichs inzwischen rund 130 Kilometer südlich der Urlaubsinsel Gran Canaria und dem bekannten Ferienort Maspalomas. Der 120 Meter lange Schleppnetz-Trawler Oleg Naydenov war am 14. April nach einem schweren Maschinenbrand und einem riskanten Abschleppmanöver rund 28 Kilometer vor dem Eiland gesunken. Das Wrack liegt in 2400 Meter Meerestiefe. Im Schiffstank befanden sich rund 1400 Tonnen Treibstoff, ein Diesel-Schweröl-Gemisch, das nun ins Meer fließt. Die auf dem Wasser treibenden Ölflecke erstrecken sich inzwischen auf rund 100 Kilometer Länge.

Mittlerweile traf das britische Spezialschiff Grampian Surveyor mit einem norwegischen Tiefseeroboter an der Unglücksstelle ein. Der drei Meter lange und vier Tonnen schwere Roboter soll zum Wrack heruntertauchen und Videobilder machen. So wollen die Bergungsexperten feststellen, in welchem Zustand der Schiffsrumpf ist, wie viel Öl ausfließt, und ob das Leck ausgepumpt oder abgedichtet werden kann. Die Sorge ist groß, dass sich das untergegangene Fischereischiff zu einer Zeitbombe entwickeln und vor den Kanarischen Inseln noch monatelang öligen Treibstoff ausstoßen könnte.

Die für die Seefahrt zuständige spanische Verkehrsministerin Ana Pastor teilte mit, dass starker Wind und hohe Wellen im Atlantik bisher alle Säuberungsarbeiten an der Meeresoberfläche verhindert hätten. Es befänden sich zwar zwei Reinigungsschiffe im Unglücksgebiet, die aber ihre an seitlichen Auslegern angebrachten Absaugvorrichtungen noch nicht einsetzen konnten.

Die Umweltorganisation Greenpeace bezeichnete den bisherigen Einsatz zur Ölbekämpfung als „völlig unzureichend“. Angesichts der Größe dieser Ölpest wirke der geplante Einsatz der beiden Absaugschiffe so, „als wolle man ein Schwimmbad mit einem Esslöffel leeren“.

Die Regierung hofft derweil, dass die Ölverschmutzung immer weiter wegtreibt und sich mit der Zeit im Wasser auflöst. Wenn sich die Windrichtung nicht ändert, könnte die Ölpest jedoch in den nächsten Wochen an den unterhalb der Kanaren liegenden westafrikanischen Küste oder auch auf den Kapverdischen Inseln ankommen.

Doch schon auf dem Atlantik sei der Schaden für die Meereswelt groß, warnt Pascual Calabuig, der Chef der Tierschutzstation auf Gran Canaria. In der Unglücksregion leben viele Seevögel, Schildkröten, Delfine und Wale – „und sie werden sehr leiden“. Die ersten „Öl-Opfer“ aus dem Meer wurden bereits ins Tierhospital eingeliefert.

 
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