Werbung für Hillary Clinton, Breitseite gegen Donald Trump und ein Appell an die amerikanische Seele: Mit einer einstündigen Rede beim Demokratenkonvent in Philadelphia hat US-Präsident Barack Obama seiner Nachfolgekandidatin den Boden bereitet. „Ich bin bereit für die Stabübergabe“, sagte Obama in der überfüllten Wells-Fargo-Arena. Er zeigte sich zuversichtlich, dass Trump die Wahl im November verliert: „Er unterschätzt das amerikanische Volk.“
Vizepräsident Joe Biden und Nachfolgekandidat Tim Kaine haben schon geredet, Stars wie Lenny Kravitz atmosphärisch vorgeheizt. Als schließlich spät in der Nacht Obama aufs Podium tritt, kennen die Delegierten kein Halten mehr: Sein vierter Auftritt vor einem demokratischen Parteitag beginnt mit einer donnernden Bestätigung in der Arena. Außerhalb verfügt der Präsident inzwischen über dieselben Zustimmungswerte wie Ronald Reagan.
Zwölf Jahre nach seinem ersten Auftritt bei einem demokratischen Nominierungskonvent und acht Jahre nach seiner Wahl sagte Obama, das Land stehe vor einer „fundamentalen Entscheidung – darüber, wer wir als Volk sind, und ob wir dem großartigen amerikanischen Experiment der Selbstverwaltung treu bleiben“. In einem Bruch mit langjährigen Traditionen griff der amtierende Präsident den republikanischen Kandidaten Donald Trump wiederholt namentlich an und charakterisierte ihn als Bedrohung für die amerikanische Gesellschaft. Das Verständnis von Demokratie sei der wichtigste Unterschied bei der diesjährigen Wahl, warnte der scheidende Präsident und erinnerte an die Verfassung. „Wir sind kein ängstliches Volk. Unsere Stärke rührt nicht von einem selbsterklärten Retter, der verspricht, dass er allein Ordnung schaffen kann, wenn wir ihm nur zu Willen sind. Wir sind nicht auf der Suche nach Herrschaft.“
Zwischen den beiden großen Parteien habe es immer Differenzen gegeben, sagte Obama. „Dieser Ideenwettbewerb hat uns vorangebracht.“ Was in der Vorwoche beim Parteitag der Konkurrenz in Cleveland zu hören gewesen sei, „war aber nicht besonders republikanisch – und sicher nicht konservativ“. Es habe keine Lösungsvorschläge gegeben, „sondern Hetze und Schuldzuweisungen und Ärger und Hass“.
Der Präsident warf Trump vor, faktenfrei zu argumentieren: Kriminalität und illegale Einwanderung hätten historische Tiefstände erreicht, die USA stünden an fast allen Fronten besser da als bei Obamas Amtsübernahme. Dem Pessimismus der Opposition stellte er seine eigene Zuversicht gegenüber, die er mit dem politisch Erreichten, mehr aber noch mit seinen Begegnungen im Land begründete. „Das Amerika, das ich kenne, ist voller Mut und Optimismus und Erfindergeist. Das Amerika, das ich kenne, ist liebenswürdig und großherzig.“
Buhrufe bei der Erwähnung Trumps konterte Obama mit dem knappen Satz „Buht nicht – wählt!“ Demokratie sei kein Zuschauersport – wer faire Strafverfolger vor Ort wolle, müsse sich an lokalen Wahlen beteiligen, wem an einer bewährten Sozial- und Sicherheitspolitikerin gelegen sei, Hillary Clinton unterstützen. „Es hat nie einen Mann oder eine Frau gegeben – nicht mich, nicht Bill – , der oder die besser qualifiziert war als Präsident der Vereinigten Staaten als Hillary Clinton“, sagte Obama. „Heute Nacht bitte ich euch, für Hillary Clinton zu tun, was ihr für mich getan habt. Ich bitte euch, sie so zu tragen, wie ihr mich getragen habt.“
Schon während der Rede war Obama von Zwischenrufen wie „Wir lieben dich!“ und „Verlass uns nicht!“ unterbrochen worden. Der Lärmlevel steigerte sich noch, als Clinton auf die Bühne trat und Obama herzlich umarmte. Minutenlang badeten die beiden im Jubel.