Nordkorea steht nach tagelangen Drohungen in Richtung USA und Südkorea ganz allein auf weiter Flur. Der bisherige Verbündete China und auch Russland warnten den störrischen Nachbarn vor weiteren Provokationen, ebenso wie UN-Generalsekretär Ban Ki Moon. Das Regime in Pjöngjang blieb indes auf Konfrontationskurs. Es schloss den mit Südkorea betriebenen Industriepark in Kaesong an der gemeinsamen Grenze.
Ohne Nordkorea beim Namen zu nennen, warnte Chinas Präsident Xi Jinping: „Niemandem darf erlaubt werden, eine Region oder sogar die ganze Welt für selbstsüchtige Zwecke ins Chaos zu stürzen.“ Angesichts der Eskalation rief Xi zur Zurückhaltung und zum Dialog auf. Kanzlerin Angela Merkel und Russlands Präsident Wladimir Putin forderten Pjöngjang zur Einstellung der militärischen Provokationen auf. Putin zeigte sich besorgt über die Eskalation auf der koreanischen Halbinsel. Mit Blick auf eine mögliche Auseinandersetzung mit Atomwaffen sagte er, die Atomkatastrophe von Tschernobyl könne im Vergleich dazu „als ein Kleinkindermärchen erscheinen“.
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon warnte Nordkorea „vor allen provokativen Maßnahmen“. Er kenne Berichte über Vorbereitungen eines neuen Atomtests, sagte Ban, der Südkoreaner ist, bei einem Besuch in Den Haag. „Nordkorea kann so nicht weitermachen und die Autorität des Sicherheitsrates und der ganzen internationalen Gemeinschaft direkt herausfordern.“
Südkoreas Medien hatten zuvor über einen möglichen neuen Atomtest des Nordens spekuliert. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Seoul sagte, es seien zwar Aktivitäten auf dem Gelände in Punggye-ri zu beobachten, diese seien jedoch nicht ungewöhnlich. Südkorea vermutet, dass Nordkorea noch diese Woche eine Mittelstreckenrakete mit einer Reichweite von 3000 bis 4000 Kilometern von einer mobilen Startrampe von der Ostküste starten wird.
Nordkorea kündigte am Montag die Einstellung des Betriebs im innerkoreanischen Industriepark in Kaesong an der Grenze zu Südkorea an. Alle nordkoreanischen Arbeiter sollen aus dem Komplex zurückgezogen werden, sagte am Montag der Sekretär des Zentralkomitees der in Nordkorea herrschenden Arbeiterpartei, Kim Yang Gon. Es werde überprüft, ob der auf nordkoreanischem Gebiet liegende Komplex künftig weiter betrieben werden soll. In dem Industriepark arbeiten über 50 000 nordkoreanische Arbeiter für Unternehmen aus Südkorea. Seoul verurteilte die Entscheidung als „ungerechtfertigte“ Maßnahme.
Die Sonderwirtschaftszone gilt nicht nur als Symbol der innerkoreanischen Zusammenarbeit, sondern auch als ein wichtiger Devisenbringer für den Norden. Beide Staaten befinden sich seit dem Ende des Korea-Kriegs (1950-1953) formell noch immer im Kriegszustand.