Sechs Wochen nach der Entführung von mehr als 200 Schülerinnen in Nigeria hat das Militär nach eigenen Angaben ihren Aufenthaltsort ausfindig gemacht. Eine gewaltsame Befreiungsaktion sei aber nicht geplant, weil sie das Leben der Mädchen in Gefahr bringen könne, sagte Luftwaffenchef Alex Badeh am Montag in der Hauptstadt Abuja. Auch den Aufenthaltsort will die Armee nicht preisgeben, der Sucheinsatz sei ein „Militärgeheimnis“.
Die Islamistengruppe Boko Haram hatte Mitte April in Chibok im Nordosten des Landes fast 300 Schülerinnen verschleppt. Einigen Mädchen gelang die Flucht, noch immer sind aber 223 in der Gewalt der Gruppe. Boko Haram veröffentlichte später ein Video der Geiseln. Die Gruppe ist bereit, einige Mädchen im Gegenzug für die Freilassung von Gesinnungsgenossen laufen zu lassen – die nigerianische Regierung lehnt einen Gefangenenaustausch aber ab.
„Die gute Nachricht für die Mädchen ist, dass wir wissen, wo sie sind“, sagte Badeh vor Journalisten. Allerdings könne die Armee den Ort nicht verraten, der Sucheinsatz sei ein „Militärgeheimnis“. International war die Massenentführung scharf verurteilt worden. Auch die Wut der Angehörigen auf die Behörden und die Regierung war in den vergangenen Wochen stetig gewachsen – die Betroffenen werfen ihnen Untätigkeit vor und versuchen immer wieder, mit Demonstrationen den Druck zu verstärken. Luftwaffenchef Badeh versicherte den Demonstranten, dass die Behörden alles täten, um die Mädchen zu finden. Den Einsatz militärischer Gewalt schloss Badeh dabei aber aus. Das Militär könne nicht das Risiko eingehen, die Entführten „zu töten, wenn wir sie doch befreien wollen“.
Internationale Unterstützung
Bei der Suche nach den Mädchen erhält Nigeria internationale Unterstützung. Das US-Militär sucht den Nordosten Nigerias und das Nachbarland Tschad aus der Luft mit Drohnen und Aufklärungsflugzeugen ab. Außerdem sind Expertenteams aus Frankreich, Großbritannien und Israel an der Suche beteiligt, die sich zunächst auf den riesigen Sambisa-Wald im nordöstlichen Bundesstaat Borno konzentrierte. Es gibt jedoch auch Befürchtungen, dass Boko Haram die jungen Geiseln in die Nachbarstaaten Tschad oder Kamerun gebracht haben könnte.
Kämpfer der Boko Haram sollen erst am Sonntag erneut ein christliches Dorf im Bundesstaat Adamawa überfallen und 20 Bewohner getötet haben.