Nach dem EU-Vorstoß für eine Kappung der bisherigen Biospritziele will sich Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) für eine international abgestimmte Kehrtwende einsetzen. Niebel sagte der Deutschen Presse-Agentur, Biomasse könne nur dann weltweit in größerem Maße ein Energieträger der Zukunft sein, wenn es gelinge, nur landwirtschaftliche Reststoffe dafür einzusetzen. Es dürfe keine Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion geben, sagte der Minister.
Niebel begrüßte, dass die EU den Biokraftstoffanteil bis 2020 auf fünf Prozent senken will. Bisher war bis zum Jahr 2020 ein Anteil von zehn Prozent „grüner Quellen“ im Verkehr geplant, dazu gehörte auch Ökostrom für Elektroautos. Dies sei ein „wesentlicher Baustein zur Bekämpfung des Hungers in der Welt“. Niebel kritisiert eine Flächenkonkurrenz zwischen Welternährung und Energieproduktion (Mais, Soja, Getreide, Raps) und fordert ein Verkaufsstopp für den Biosprit E10.
Möglich ist nach dem Vorschlag von EU-Energiekommissar Günther Oettinger und Klimakommissarin Connie Hedegaard ein komplettes Förderverbot für bestimmte Biokraftstoffarten ab 2020. Da Prognosen von einer wachsenden Lebensmittelknappheit ausgehen, sieht die EU-Kommission scheinbar für die nahe Zukunft nur noch ein begrenztes Biosprit-Potenzial. Zudem fürchtet die Kommission, dass für den Anbau Waldflächen weichen müssen. Als Alternative gilt Biokraftstoff der zweiten Generation aus Holzresten, Algen oder Stroh.
Im Oktober soll ein konkreter Vorschlag vorliegen, über den die 27 EU-Staaten dann beraten müssen. Die Bundesregierung hatte sich 2011 zur Erfüllung der EU-Biokraftstoffquoten für die Beimischung von zehn Prozent Ethanol entschieden. Ob der Vorstoß ein Aus für E10 bedeuten könnte, ist noch fraglich. Neben mehr Super mit fünf Prozent Ethanol könnte die Quote auch durch mehr Biodiesel geschafft werden.