
Zuletzt hatten sich die Spekulationen überschlagen: Wann und wo würde Nicolas Sarkozy sein politisches Comeback ankündigen? In der Presse, in den Hauptnachrichten des Fernsehens? Am Freitagnachmittag verkündete er auf seiner Facebook-Seite, dass er nach langem Überlegen den verunsicherten Franzosen eine neue Alternative anbieten werde.
„Es wäre eine Art Im-Stich-Lassen, nur Beobachter der Situation zu sein, in der Frankreich sich befindet“, erklärt er. Er wolle all jene hinter sich versammeln, die sich eine Erneuerung des politischen Lebens in Frankreich wünschen: „Man schafft nichts Großes ohne die Einheit der Nation. Man schafft nichts Großes ohne Hoffnung, ohne Perspektive.“
Eine solche hat Sarkozy nicht zuletzt für sich gesucht. Ohnehin hatte er sein Versprechen am Abend der Wahl-Niederlage 2012 nicht gehalten, er werde die Politik hinter sich lassen. Während er gut bezahlte Konferenzen gab, knüpfte der 59-Jährige weiter sein Netzwerk und meldete sich gelegentlich zu Wort, oft mit scharfen Spitzen gegen seinen Nachfolger François Hollande, der eine „totale Null“ sei.
Dieser reagierte unbeeindruckt, als er zur Rückkehr seines einstigen Rivalen befragt wurde: „Diejenigen, die gestern und vorgestern regierten, haben absolut das Recht, morgen oder übermorgen regieren zu wollen. Das ist Demokratie.“ Sarkozy wird nicht unbedingt als Heilsbringer erwartet: Zwei von drei Franzosen sagen, sein Comeback interessiere sie nicht.
Sarkozy visiert zwar eine Kandidatur für die Präsidentschaftswahl 2017 an. Zunächst geht es ihm aber um den Vorsitz seiner Partei, der bürgerlich-konservativen UMP. Bis Anfang Dezember ein neuer Chef gewählt wird, wird sie übergangsweise von einem Triumvirat der Ex-Premierminister François Fillon, Alain Juppé und Jean-Pierre Raffarin geführt. Fillon und Juppé haben selbst Ambitionen auf eine Kandidatur 2017. Und auch die junge Garde meldet sich immer wieder zu Wort.
Ein halbes Dutzend Affären verfolgen Sarkozy. Gegen ihn läuft unter anderem ein Ermittlungsverfahren wegen Korruption, weil er einem Staatsanwalt für Informationen aus anderen Verfahren einen prestigeträchtigen Posten in Aussicht gestellt haben soll. Neben seiner Verwicklung in den Korruptionsskandal um den Geschäftsmann Bernard Tapie besteht der Verdacht, er habe sich den Wahlkampf 2007 von L'Oréal-Milliardärin Liliane Bettencourt und Libyens Ex-Machthaber Muammar al-Gaddafi sponsern lassen.