Anders als seine Schwester Ivanka gehörte Donald Trump jr. bisher nicht zu den Kindern des US-Präsidenten, die im Rampenlicht der Politik stehen. Das könnte sich jetzt ändern – allerdings auf eine Art und Weise, die den Trumps nicht recht sein kann. Donald jr. hat zugegeben, sich 2016 um russische Wahlkampfmunition gegen Hillary Clinton bemüht zu haben. Das Eingeständnis ist der erste konkrete Hinweis auf eine aktive Zusammenarbeit zwischen Trumps Wahlkampfteam und Moskau. „Das grenzt an Landesverrat“, sagt Richard Painter, ein Ethik-Experte unter dem früheren Präsidenten George W. Bush.
Donald Trump jr. bestätigte das Treffen mit der russischen Anwältin Natalia Veselnitskaya, nachdem die „New York Times“ darüber berichtet hatte. Bei dem Gespräch mit Veselnitskaya, der enge Verbindungen zum Kreml nachgesagt werden, waren auch Trumps Schwiegersohn Jared Kushner und Trumps damaliger Wahlkampfmanager Parl Manafort anwesend. In seiner Stellungnahme versuchte der junge Trump, die Bedeutung des Gesprächs im Trump Tower in New York herunterzuspielen. Doch die Formulierungen, die er dafür wählte, legten seine Motive für die Begegnung offen – und lösten einen Proteststurm aus.
Treffen war wertlos
Trump jr. betonte, er habe das Gespräch mit der russischen Anwältin nach kurzer Zeit beendet, weil ihm klar wurde, dass Veselnitskaya, anders als angekündigt, keine „potenziell hilfreiche Informationen“ zu bieten gehabt habe. Mit anderen Worten: Der Sohn des damaligen republikanischen Präsidentschaftskandidaten traf sich mit Veselnitskaya in der Hoffnung, von ihr Informationen zu erhalten, die gegen Clinton verwendet werden könnten. Als sich das als falsche Annahme herausstellte, war das Treffen für ihn wertlos.
Aus Sicht des Weißen Hauses ist die Geschichte mehr als unangenehm. So argumentierten die Regierung und ihre Anhänger bisher, es habe keinerlei Kontakte mit der russischen Seite gegeben, bei denen es um den Wahlkampf gegen Clinton gegangen sei. Nun zeigt sich, dass sich Trumps Team sehr wohl bei den Russen um Wahlkampfmunition gegen die ehemalige Außenministerin bemühte. Sonderermittler Robert Mueller und die mit der Aufklärung des Russland-Skandals befassten Ausschüsse im Kongress werden dies aufmerksam registrieren.
Ethik-Experte Painter sagte dem Sender MSNBC, es sei „inakzeptabel“, sich mit dem Wunsch nach belastendem Material über Clinton an die Russen zu wenden. Möglicherweise war das Verhalten auch illegal. Die US-Geheimdienste werfen Moskau vor, E-Mails von Clintons Wahlkampfteam gestohlen und dann veröffentlicht zu haben, um Trump einen Vorteil zu verschaffen.
Auch der Präsident selbst steht in der Kritik. Sein Treffen mit dem russischen Staatschef Wladimir Putin am Rande des G20-Gipfels in Hamburg sei eine „große Enttäuschung“ gewesen, sagte der Senator Pat Toomey, ein Parteifreund Trumps. Der US-Präsident hätte dem Kremlchef klarmachen müssen, dass Russland die Einmischung in den US-Wahlkampf teuer zu stehen kommen werde, betonte Toomey. Stattdessen verkündete Trump seine Absicht, zusammen mit den Russen gegen Cyber-Angriffe vorgehen zu wollen. Nach einer Welle der Kritik ruderte Trump am Montag zurück und erklärte auf Twitter, eine solche Zusammenarbeit werde es nicht geben.
An ausländische Macht gewandt
Angesichts der neuen Vorwürfe ging die Regierung sofort zum Gegenangriff über. Trump warf dem von ihm entlassenen FBI-Chef James Comey vor, geheime Informationen weitergegeben zu haben.
Donald Trump jr. rechtfertigte unterdessen sein Gespräch mit Veselnitskaya mit dem Argument, er sei nicht der erste Mensch, der in einem Wahlkampf Informationen über einen politischen Gegner sammeln wollte. Tatsächlich gehört das Ausforschen von Kontrahenten und die Suche nach Informationen, die das Gegenüber möglichst schlecht aussehen lassen, zu den normalen Methoden eines US-Wahlkampfes. Neu ist, dass sich die Trumps dabei an eine ausländische Macht wandten, die dabei war, eine ehemalige US-Außenministerin auszuspionieren.