Die Hoffnungen auf eine dauerhafte Waffenruhe im Gaza-Konflikt haben sich vorerst zerschlagen. Als Antwort auf palästinensischen Raketenbeschuss griff die israelische Armee am Freitag rund 15 Ziele im Gazastreifen aus der Luft an. Dabei wurde nach palästinensischen Angaben ein zehnjähriges Kind getötet, zudem gab es mindestens elf Verletzte. Zuvor hatten militante Palästinenser nach Auslaufen einer dreitägigen Feuerpause wieder Raketen Richtung Israel abgefeuert. Deshalb setzte Israel auch die Verhandlungen in Kairo über eine Beendigung des seit einem Monat tobenden Gaza-Kriegs aus.
Israel werde nur verhandeln, wenn die Waffen schweigen, sagte ein Regierungsbeamter. „Israel führt keine Verhandlungen unter Feuer.“ Palästinensische Quellen hatten zuvor berichtet, die am Dienstag aufgenommenen indirekten Gespräche zwischen Israel und militanten Palästinensern würden am Freitag trotz erneuter Gefechte weitergehen.
Nach Angaben der israelischen Armee wurden seit dem Morgen 35 Raketen auf Israel gefeuert. Drei der Geschosse seien von Raketenabwehrsystemen abgefangen worden. Bei Raketeneinschlägen auf israelischer Seite gab es mehrere Verletzte.
Viele Menschen im Gazastreifen versuchten, sich vor den neuen Angriffen in Sicherheit zu bringen. Augenzeugen sprachen von Hunderten Zivilisten, darunter Frauen und Kinder, die aus dem Osten Gazas flüchteten.
Nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Gaza kamen dort seit Beginn der israelischen Militäroffensive 1894 Menschen ums Leben, mehr als 9800 wurden verletzt. Aufseiten Israels starben nach Angaben der Regierung 64 Soldaten und drei Zivilisten, mehr als 500 Menschen wurden verletzt.
Israels Wirtschaftsminister Naftali Bennett hatte bereits am Morgen im israelischen Rundfunk gefordert, die Verhandlungen mit der radikal-islamischen Hamas zu beenden. Israel dürfe sich nicht erpressen lassen, sagte der Politiker von der Siedlerpartei. Die Hamas wollte die Gespräche zunächst fortsetzten, wie Sprecher Sami Abu Suhri sagte. Bis in die Nacht hinein hatten eine israelische und eine palästinensische Delegation in Kairo indirekt über eine dauerhafte Waffenruhe verhandelt.
Die Palästinenser fordern eine Aufhebung der jahrelangen Blockade des Gazastreifens. Neben einer Aufhebung von Einschränkungen bei der Geldüberweisung und einer Ausweitung der Fangzone für Fischer bestehen sie auf dem Bau eines See- und Flughafens in Gaza. Außerdem sollen Häftlinge in Israel freigelassen werden. Israel fordert als Bedingung für einen Wiederaufbau des zerstörten Gazastreifens eine Entmilitarisierung des schmalen Küstengebiets und eine Entwaffnung der militanten Organisationen. Dies lehnt die Hamas bislang kategorisch ab.
Israel wirft der radikal-islamischen Hamas vor, die Waffenruhe am frühen Freitagmorgen gebrochen zu haben. Der Armee zufolge wurden noch vor Ablauf der Frist zwei Raketen auf Israels Süden gefeuert. Die Hamas widersprach dieser Darstellung. Israel wolle nur „Verwirrung stiften“, sagte Sprecher Abu Suhri.