Der vorläufig letzte Lotto-Millionär aus Unterfranken zahlte im Juli 2012 noch 75 Cent pro Tippfeld auf dem Schein. Er gewann 3,1 Millionen. Der 70-jährige Rentner, der Namen und Wohnort geheim halten will, tippte als Einziger die sechs Richtigen plus Zusatzzahl „aus dem Bauch heraus“.
Rund 60 000 Lottoscheine gehen jede Woche über die Theken der rund 150 Annahmestellen in Unterfranken. Im vorigen Jahr wurden 115 Menschen in Deutschland durch 6 aus 49 Millionäre, darunter 17 aus Bayern. Wer ihnen nacheifert, muss ab Samstag tiefer in die Tasche greifen: Erstmals seit 13 Jahren erhöht Lotto die Preise. Einen Euro pro Spielfeld statt 75 Cent.
Dies ist – wie Bayern-Lotto in München mitteilt – nicht die einzige gravierende Änderung (siehe Text rechts: Lotto – Was sich ändert). Ein Grund für die Neuerungen soll der Umsatzrückgang im Deutschen Lotto- und Totoblock sein. 2012 sanken die Spieleinsätze bundesweit um 3,7 Prozent auf 6,41 Milliarden Euro. Den staatlichen Lotterien macht die illegale Konkurrenz – vor allem im Internet – zu schaffen.
Für Lotto Bayern scheint das nicht zu gelten. Hier hat man im ersten Quartal 2013 ein Umsatzplus von 3,3 Prozent erwirtschaftet. Dies betont Erwin Horak, Präsident der Staatlichen Lotterieverwaltung. „Mit dem Angebot auf lotto-bayern.de gelang es, internetaffine Kunden zum legalen staatlichen Glücksspielangebot zu führen“, freut sich Horak über Kundenzuwachs aus dem World Wide Web. „Neben dem traditionellen Vertrieb über rund 3700 Annahmestellen in Bayern ist das Internet ein Angebot an neue Kunden“, so Horak. Warum die neuen Regeln? „Weil Lottospielen attraktiver werden soll“, sagt Thomas Schäfer von Saartoto. Durch die Veränderungen werde die Gewinnwahrscheinlichkeit deutlich erhöht. Gebe es bislang durchschnittlich 2,6 Millionen Gewinne pro Ziehung, seien es künftig etwa 4,5 Millionen. Der Großteil dieser zusätzlichen Gewinne ist jedoch auf die neue Gewinnklasse zurückzuführen, in der es lediglich einen Festbetrag von fünf Euro zu holen gibt.
Beschwerden über das neue System habe es trotz der Einsatzerhöhung kaum gegeben. „Wir erleben eher zurückhaltende Reaktionen“, sagt Schäfer. Nach der Ziehung am Samstag werde das womöglich anders aussehen. Dass es zu einer wirklich einschneidenden Veränderung kommen könnte, glaubt Schäfer nicht: „Etwa 20 Millionen Menschen in Deutschland spielen Lotto. Denen können wir nicht ein vollkommen verändertes System vor die Nase setzen.“
Die Pläne des Lotto-Blocks sehen künftig neun statt der bisherigen acht Gewinnklassen bei der Lotterie 6 aus 49 vor. Völlig neu ist der Zweier plus Superzahl. Statt Dreiern, Vierern und Fünfern mit Zusatzzahl gibt es die Gewinnklassen jeweils mit Superzahl.
„Das macht das Ganze ein bisschen übersichtlicher“, sagte Thomas Schäfer, Sprecher von Saartoto, dem aktuellen Federführer im Deutschen Lotto- und Totoblock. Die jetzige Zusatzzahl kann zwischen 1 und 49 liegen, die Superzahl wird dagegen nur aus den Ziffern 0 bis 9 ermittelt.
An der Gewinnwahrscheinlichkeit für den Höchstgewinn ändert sich nichts – sie bleibt bei 1:140 Millionen. Allerdings werde die Jackpot-Summe in Zukunft etwas höher ausfallen. Statt bislang zehn Prozent des Spieleinsatzes sollen künftig 12,8 Prozent in die Ausschüttung der höchsten Gewinnklasse fließen. „Bundesweit macht das schon große Zahlen aus“, sagte Schäfer. Klettere ein Jackpot jetzt etwa von drei auf vier Millionen Euro, sei in Zukunft ein Sprung auf fünf Millionen drin.
Das Geld der Lottospieler ermöglicht soziale und kulturelle Leistungen: 380 Millionen Euro an Lotteriesteuer und Gewinnablieferung flossen 2012 in die Kassen des Freistaats Bayern. „Insgesamt 490 Millionen Euro gingen an bayerische Spielteilnehmer“, weiß Finanzminister Markus Söder.
Wie es der Zufall will – pünktlich zum Start des geänderten Systems – schafft Lotto einen zusätzlichen Anreiz für Zocker: Die federführende Gesellschaft Saartoto meldete am Donnerstag, der Jackpot bei Lotto 6 aus 49 gewinne weiter an Höhe. Er kletterte auf voraussichtlich 14 Millionen Euro.
Lotto – was sich ändert
Höherer Preis: Ein Euro statt 75 Cent pro Tippfeld.
Steigende Chancen, weil die Zusatzzahl gestrichen wird und die Superzahl nur aus den Zahlen 0 bis 9 besteht – die Zusatzzahl wurde bisher nach der Ziehung der sechs Lottozahlen aus den übrigen 43 Zahlen gezogen.
Neue Gewinnklasse: Beim neuen 'Zweier mit Superzahl' reichen zwei Richtige plus Superzahl zum Lottogewinn von fünf Euro.
Höherer Jackpot: In der höchsten Gewinnklasse wird zukünftig ein höherer Anteil am Spieleinsatz ausgeschüttet (12,8 Prozent statt zehn Prozent). Zur Einführung der Gewinnklasse 'Zweier mit Superzahl' soll es einen Sonder-Jackpot mit der Chance auf eine Million Euro geben – nur für diejenigen, die bis 18. Mai einen 'Zweier mit Superzahl' hatten.