Zehn Tage nach seinem Tod ist der südafrikanische Freiheitskämpfer und Friedensnobelpreisträger Nelson Mandela in seinem Heimatdorf Qunu im Familiengrab beigesetzt worden. Der charismatische Kämpfer gegen das Apartheid-System wurde am Sonntagmittag bei einem Staatsbegräbnis mit Angehörigen und etwa 400 Ehrengästen zur letzten Ruhe geleitet.
Zuvor hatten rund 4500 Trauergäste aus aller Welt bei einer aufwühlenden Feier in einem eigens errichteten Festzelt Abschied von Mandela genommen. Der erste schwarze Präsident des Landes war am 5. Dezember im Alter von 95 Jahren gestorben.
Mandelas Sarg, bedeckt mit der südafrikanischen Flagge, war mit militärischen Ehren und begleitet von Blasmusik zum Festzelt in dem Dörfchen im Südosten des Landes gebracht worden. Auf der Bühne war ein überlebensgroßes Porträtbild Mandelas aufgebaut, davor 95 große weiße Kerzen – für jedes Lebensjahr eine.
Dem Sarg am nächsten saßen Südafrikas Präsident Jacob Zuma, Mandelas Ehefrau Graca Machel und seine Ex-Frau Winnie Madikizela-Mandela.
Unter den Trauernden waren zahlreiche Staatsgäste, etwa der iranische Vizepräsident Mohammed Schariatmadari, der ehemalige norwegische Ministerpräsident Jens Stoltenberg und Frankreichs Ex-Premierminister Lionel Jospin.
„Das ist nicht nur ein Verlust für Südafrika, sondern für die ganze Welt“, sagte die Präsidentin Malawis, Joyce Banda. Mandela habe mit seinem Charakter, seiner „Bescheidenheit und Führungsstärke“ ihr eigenes Leben tief geprägt.
Präsident Zuma würdigte das politische Vermächtnis Mandelas für eine „neue Gesellschaft, ein neues Südafrika“, das „aus der Asche des Apartheidsystems“ hervorgehen müsse. Noch sei das Werk nicht vollbracht. Südafrika brauche nicht nur die politische Freiheit, sondern müsse auch von Kriminalität, Gewalt und Armut befreit werden.
Enge Weggefährten Mandelas wie Ahmed Kathrada, der 26 Jahre gemeinsam mit ihm im Gefängnis gesessen hatte, schilderten mit tränenerstickter Stimme ihren Schmerz über den Verlust.
Nach Qunu gereist waren auch Repräsentanten mehrerer Königshäuser – wie der britische Thronfolger Prinz Charles – und Prominente wie der amerikanische Bürgerrechtler Jesse Jackson und die US-Moderatorin Oprah Winfrey. Auch der südafrikanische Erzbischof Desmond Tutu nahm an der Trauerfeier teil. Der 82 Jahre alte Geistliche hatte am Samstag zunächst bedauernd erklärt, zu seiner Überraschung sei er nicht zum Begräbnis seines Freundes eingeladen worden.
Wie schon die zentrale Trauerfeier am Dienstag im größten Stadion des Landes in Johannesburg war auch die Zeremonie in Qunu geprägt von Gesängen und Tänzen. Im Dorf und auf den Hügeln ringsum hatten sich viele Schaulustige versammelt, um aus der Ferne das Staatsbegräbnis zu verfolgen. In mehreren Städten wurde die Feier auf Plätzen und in Stadien auf Großleinwand übertragen.
Zu der Beisetzung selbst hatten zunächst weder Gäste noch Journalisten zugelassen werden sollen. Zum Ende der rund vierstündigen Trauerfeier sagte ANC-Vizeparteichef Cyrik Ramaphosa dann allerdings, dass Staatsgäste, ausgewählte südafrikanische Minister, ANC-Politiker und Militärs sowie andere Ehrengäste doch teilnehmen dürften. Dabei sollten alte Rituale des Xhosa-Volkes vollzogen werden, damit „Mandelas Geist seinen Frieden findet“, hieß es. Da Mandela Methodist war, sollte die Beerdigungszeremonie auch christliche Elemente enthalten. Er soll neben seinen beiden Söhnen Thembekile und Makgatho sowie seiner ersten Tochter Makaziwe, die als Baby starb, begraben worden sein.
Am Samstag hatten Tausende Menschen die Straßen gesäumt, als Mandelas Sarg im Konvoi vom Flughafen Mthatha nach Qunu gebracht wurde. Zuvor hatten in der Hauptstadt Pretoria Zehntausende Menschen Abschied von Mandela genommen. Sie standen stundenlang Schlange, um zumindest für einen kurzen Moment bei ihrem im teils gläsernen Sarg aufgebahrten Nationalidol innehalten zu können.