Opposition, Medien und Zivilgesellschaft in der Türkei verurteilen geschlossen die Militäraktion Israels im Gaza-Streifen. Nicht nur bei der islamistischen Zeitung „Yeni Akit“ mischen sich dabei auch antisemitische Töne in die Kritik. Die Schlagersängerin Yildiz Tilbe schrieb auf Twitter, Hitler habe seinerzeit nicht genug gegen die Juden getan.
Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan, der sich in drei Wochen zum Präsidenten wählen lassen will, schürte die Wut der Bevölkerung mit seinen eigenen Nazi-Vergleichen. Radikale Palästinenserfeinde in Israel hätten Hitler an Barbarei übertroffen, sagte er am Wochenende. Erdogan und Mitglieder seiner Regierung nennen das israelische Vorgehen einen „Völkermord“.
Protestwelle
Erdogan verspricht sich von der harten Linie einen Vorteil im Präsidentschaftswahlkampf. Niemand verdamme das israelische Vorgehen in Gaza so laut und deutlich wie er, sagte der Premier am Montag der Zeitung „Milliyet“. Israel wird von vielen Türken als aggressiver Staat gesehen, der das Lebensrecht der Palästinenser missachtet. Gewalttaten von Hamas und anderen Gruppen gegen Israel werden häufig als Widerstandsaktionen gerechtfertigt. Laut Umfragen wollen 40 Prozent der Türken keinen Juden als Nachbarn.
Doch die Welle der anti-israelischen Proteste schwappt höher, als es Erdogan lieb sein kann. In Istanbul setzten Demonstranten zum Sturm auf das israelische Generalkonsulat an und mussten von der Polizei mit Wasserwerfern auseinandergetrieben werden. Angesichts des eskalierenden Antisemitismus sah sich der Premier genötigt, seine Anhänger vor Übergriffen auf Juden in der Türkei zu warnen. Die rund 20 000 Juden in der Türkei seien Bürger des Landes und „stehen unter unserem Schutz“.