Rucksacktouristen kommen verschlafen und verkatert auf der Suche nach Frühstück aus ihren Hotels. Die Stände mit den billigen Sandalen und kopierten Marken-T-Shirts sind geöffnet. Auf den ersten Blick ist es ein normaler Freitagmorgen auf Bangkoks Khao San Road, der bekanntesten Touristenmeile der thailändischen Hauptstadt. Manche Touristen haben noch gar nicht mitbekommen, dass die Armee die Macht übernommen hat. Nein, von einem Putsch wisse sie nichts, sagt etwa die Kanadierin Miriam Gorman.
Auf den zweiten Blick kann man die neue Realität kaum übersehen. Soldaten stehen an beiden Enden der nur wenige Hundert Meter langen Straße, immer wieder donnern Lastwagen der Armee vorbei. Bulldozer reißen die letzten Überreste eines nahe gelegenen Protestlagers nieder.
Ob sich Thailand-Urlauber weiterhin unbesorgt vergnügen können, ist unklar. Das Auswärtige Amt empfiehlt Reisenden, Demonstrationen und Menschenansammlungen zu meiden. Für Badeurlauber gab es nach Angaben des Reiseanbieters Tui zunächst keine Einschränkungen. Im vergangenen Jahr verbrachten nach Schätzungen 700 000 Deutsche ihren Urlaub in Thailand, etwa 30 000 Bundesbürger leben dauerhaft in dem südostasiatischen Land.
In Bangkok wartet auf Armeechef Prayuth Chan-ocha eine schwierige Aufgabe, wenn er die tief gespaltene Gesellschaft einen und den Graben zwischen den verfeindeten politischen Lagern überwinden will. Michael Winzer, der Böroleiter der CDU-nahen Adenauer-Stiftung in Bangkok rechnet damit, dass das Militär die Macht nicht so schnell aus den Händen geben wird: „Es ist zu erwarten, dass er einen neuen Regierungschef einsetzt, eine neue Verfassung ausarbeiten lässt und dann Neuwahlen ausruft“, sagt er.
Armeechef Prayuth hatte die Regierung gestürzt, nachdem sie sich geweigert hatte, freiwillig zurückzutreten. Dies war eine Forderung der Opposition, die mit Massendemonstrationen den Regierungsbetrieb seit Monaten gestört und der gewählten Führung Korruption und Ausbeutung vorgeworfen hatte. Im Land genießt die gestürzte Regierung aber weiter große Popularität. Ihre Anhänger werden nach der Farbe ihrer T-Shirts Rothemden genannt. „Es ist zu befürchten, dass die Rothemden ihre Drohung wahr machen und den Putsch nicht akzeptieren“, warnt Adenauer-Experte Winzer.